Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

112 Der lebte Folkunger.

Da ſtand die Königin , eben no< verzweifelt und jebt den Blik geheftet auf den Mann mit dem getrönten Helm, den man vom Boden aufrichtete, dem man das Schwert genommen und den man jebt vor ſie führte als ihren Gefangenen.

Der Mann trug die Krone als Preis dafür, daß er die Waffen gegen ihren Vater geführt , Margaretha hatte von Jugend auf in ihm ihren Feind geſehen, und als er es gewagt, ihr ſeine Hand anzutragen, das als einen Schimpf hingenommen. Mit allen Mitteln der Verleum= dung, mit dem Gifte, das ein Frauenherz am tiefſten verleßt, hatte er ſie bekämpft, thre Ehre angetaſtet als Königin, als Mutter und als Weib, jeßt ſtand er vor ihr mit geſenktem Haupt, cin Beſiegter, Entwaſſneter, Gefangener.

Dex Bli der Königin ſtreifte das Antliß Cdda's, und ſie las es aus den Augen der Gräfin, welche Rache dieſelbe fordere.

„Führt den Gefangenen hinweg und bewahrt ihn ſicher,“ ſo ertönte die Stimme Margaretha?s, „ich will ihn nicht ſehen und niht mit ihm verhandeln. J< betrachte ihn nicht als einen re<tmäßigen, von Gott eingeſeßten König, ſondern als einen Abenteurer , einen Partiſan der Hanſa, der die ihm aufgetragenen Pflichten gegen Schweden nicht erfüllt, das Land geknechtet und den Thron mit Blut und Verbrechen befle>t hat. Jh werde ein Gericht einſeßen, ihm das Urtheil zu ſprechen.“

Eine lautloſe Stille herrſchte, während die Königin ſprach, und auch als ſie geendet , wagte Keinex ein Wort