Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

120 E Sohne viele Worte.

Helene erhielt keine Antwort und ſebte mit herzlichen Tone hinzu: „Jebt ſind Sie ihr einziges Glü>.“

Es flang ihr, als ob Armfeld tief aufſeufzte, aber ſie tonnte es bei dem Raſſeln des Wagens nicht genau hören.

Sedenfalls wünſchte ex jebt niht mehr zu ſprechen, hüllte fi in ſeine Reiſedete und ſ{loß die Augen.

Helene konnte feinen Bli> von ihm wenden. War das der Knábe, mit dem ſie als Nachbarskind ſo gern und fröhlich geſpielt halte? Den ſie lieb gehabt wie einen Bruder, dann ſpäter ihr ſelbſt unbewußt no< inniger. Sie wurde ſich exſt klar darüber, als ſie erfuhr, daß er ihrer niht werth ſei.

Da hatte ſie ihr Benehmen gegen ihn geändert. Sie mate ihm feine Vorwürfe, dazu hatte ſie kein Recht ; aber ſeine Nekereien, feine Scherze riefen niht mehr, — hie ehedem, ihr fröhliches Lachen hervor. Sie hatte fauri einen Bli> für ihn, dex ſich nah wie vor um ſie mühte. Da nannte ex ſie ſpottend „Eisblümchen“, und den Namen behielt ſie; Gott allein wußte, wie wenig derſelbe ihr zukam.

Die Jahre ihrer Che trennten ſie no< mehr von dem Jugendgeſpielen. Helene wurde Wittwe, ſie ſpendete und — exwarb viele Liebe. Für Otto Armfeld war ſie eine Fremde geworden ſeit langer Zeit.

So ſahen ſie ſih an dieſem Januarnachmittage wieder,

Otto Aumfeld hatte noh immer die Augen geſchloſſen, aber ſeine Bruſt hob und ſenkte ſi ſtürmiſch, oft ſogar klang es wie Keuchen. Er mußte ſchwer leiden. Helen? ſah es wohl. Was konnte fie thun?