Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

122 Ohne viele Worte.

Otto Armfeld beugte ſich herab zu ſeinem kleinen Handkoffer, der geöffnet vor ihm auf dem Siß ſtand. - Er bez ſtrebte ſich, etwas zu verbergen, ſie hatte es aber doh geſehen, es war eine Piſtole. Darum ihr leiſer Schrei, darum ſein Exſchre>en, als ſie zu ihm trat.

Beide waren einen Augenbli> wie verſteinert, in beider Antliß malte ſi< Entſeben.

Helene faßte ſich zuerſt. Mit bebenden Lippen fragte ſie: „Um Gottes willen, Otto, was wollten Sie thun ?“

Weshalb ihr Rechenſchaft geben? Wozu ihre Frage ? Ex begriff nicht, wie ſie dazu kam, thn zu überfallen. Seine Worte waren unzuſammenhängend, ohne Sinn.

„Sie wollten ſich erſchießen?“ ſagte ſie und ſebte, ohne eine Antwort abzuwarten, hinzu: „O, wie entſeßli<h!"

„Welch? ein Gedanke!“ murmelte er; er wollte jebt lächeln und that es wie ein Sterbender, matt, mit aller Anſtrengung.

Fn ſtürmiſcher Haſt jagten die Gedanken dur He= lenens Hirn. Jn einer Minute faßte ſie eine Menge Entſchlüſſe und vernichtete ſie wieder.

Wie konnte ſie jeht überlegen, ruhig, ernſtlich?

Dennoch mußte ſie es, nie würde ſie ſi<'s vergeben, wenn ſie es nit könnte! So lange ſie in ſeiner Nähe bleibt, wird ihr Jugendfreund keine Hand an ſi legen, ſie wird es zu verhindern wiſſen! Aber ſpäter —!

Sie ſprang auf und wollte das Fenſter öffnen, es war eingefroren, ihre Kraft reichte niht aus, ſie ſah ſich na Armfeld um: „Oeffnen Sie!“ bat ſie.

Er gehorchte mechaniſch. Er rüttelte an dem Fenſter,