Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

128 : Ohne viele Worte.

Oto?“ fragte Hanne mil dex Vertraulichkeit, die ſich ältere Dienſtboten oft erlauben. „Den hätte i< aber uicht wieder exkanut, Gott bewahre, hat der ſich verändert! Jc glaube, ex iſt krank, der arme Menſch! Aber wer reist auch bei dieſer Bärenkälte mit einem Sommerüber= zieher? Nun läßt ſi unſer Fremdenzimmer niht heizen. Was fangen wir an? Wenn ex uns nun ernſtlich krank wird ?“

Dies war ein Fall, an den Helene noh nicht gedacht hatte. „Großer Gott, das wäre fur<tbar!“

Zum Arzt ſollte Hanne nicht gehen, aber wenn ſie Hexrn Armfeld ihr Slübchen abtreten wollte, ſo wäre das für Frau Olten eine Beruhigung, und ſie nannte Haune ein gutes Geſchöpf, als dieſe fich dazu bereit erklärte.

Fürſorglich mühte ſi jeht die Alte um den Leidenden. Alsbald bekam ex tro>tene Strümpfe und Schuhe an ſeine gänzlich duxchnäßten Füße, dann heißen Thee mit Rum. Sie beſtand darauf, daß er ſfi<h na< einer Stunde -in ein wohl dur<wärmtes Bett legte, wo er erſchöpft ſofort in tiefen Schlaf ſank.

Helene dagegen ſaß die ganze Nacht aufre<ht in ihrem Bette. Sie ſann, überlegte und re<nete. Am Morgen erſt gelang es ihr, einzuſchlafen, ſo daß ſie ſich beim Aufſtehen ſchr erſchöpft fühlte.

Armfeld aber erſchien als ein Anderer. Cr ſah uicht mehr ſo bleich, ſo verſtört aus. Ja, heute würde Hanne ihn gleich wieder exkannt haben, troß des großen Bartes.

Ex trat Helenen mit ruhiger Feſtigkeit entgegen und reichte ihr die Hand, welche nun uicht mehr zitterte. Ex