Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Novelle von A. Kiſtner. 199

vermochte jeßt ſelbſt zu denfen, ihr ſeinen Rath zu geben und Vorſchläge, wie Alles einzurichten ſei, zu machen.

Nach dem Bankier wußte Helene allein gehen, das ließ ſih niht anders ordnen.

Eine Stunde ſpäter befand ſie ſih dem Chef des Bauk= hauſes, der ihr lange bekannt war, gegenüber.

„Zehntauſend Mark? Und Sie wollen mix nicht ſagen, zu wel<hem Zwe>e?“ Der Mann war ſehr ungehalten. Ex glaubte ſi verpflichtet, ihr Vorſtellungen zu machen, ſprach ſogar von leichtherzigen Frauen, die mit Geld nicht umzugehen wiſſen.

Kopfſchüttelnd holte er ihr endlich gegen Annahme ihrer Werthpapiere das Geld, ſie unterſchrieb den Empfangſchein und er verſprach, die Papiere, ſo gut er könne, ſür fie zu verkaufen.

„Wollen Sie das Geld gleich ſelbſt mitnehmen, oder foll i< es Jhnen ſchien?“ fragte er.

Sie wünſchte es gleich mitzunehmen und verwahrte die Scheine in ihrer Brieftaſche, dann ging ſie.

Unterwegs entſchloß ſie ſich, wenn ſie am Nachmittage das Geld ſelbſt nah Karlsruhe bringe, ſich Armfeld’s Garderobe geben zu laſſen und dieſelbe ihm nah Hamburg na<zuſchi>en, ſo hoffte ſie, alles Gerede über ſeine Entfernung abzuſchneiden.

Sein Pelzro> hing no< in dem Vorzimmer des Bankgeſhäſts. Armfeld hatte ihn dort abſichtlich gelaſſen, als er ſich am Nachmittage fortſchli<. Man ſollte ſeine Abweſenheit erſt ſpäter bemerken. Alles dieſes hatte ex ihr geſtern Abend noh anvertraut. i

_ Bibliothek, Jahrg. 1886, Bd, V11, 9