Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Novelle von A. Kiſtner. 131

„Nein, nein, es iſt beſſer, Sie gehen. Hier iſk es zu \<wer für Sie, ein anderes Leben zu beginnen.“

„Das meine ih auch.“

Unter allem Beſprechen, Ordnen kam die Zeit zun Abgang des Zuges heran. Er hatte einige Worte an ſeine Mutter geſchrieben, Helene wollte den Brief ſelbſt der alten Dame na< Wiesbaden bringen undo ihr miünd= lich die fromme Lüge erzählen, die Otto au3gedacht, um ſeine ſo plößliche Abreiſe zu erklären; von der guten Stelle, die er ſo unerwartet in Amerika gefunden, wollte ſie reden, und wie ihm der Abſchied von der Mutter zu ſchwer geworden ſein“ würde.

Auch eine Karte mit Armfeld’s Namen ſte>te Helene zu fich, ex hatte die Bitte darauf geſchrieben, der Ueber= bringerin ſämmtliche Garderobeſtü>e auszuliefern.

So ſchien wirkli<h an Alles gedacht zu ſein, Wißel's Hotel in Hamburg wurde als Armfeld’s Logis bis zu ſeiner Einſchiffung verabredet. Tauſend Mark nahm er für die Reiſe und den Anfang einer neuen Eriſtenz mit ſich.

Und nun kam der Abſchied; in Armfeld's3 Geſicht zuckte es. Ex fonnte vor Bewegung kaum ſprechen, endlich ſagte er. „Helene, zu allem übermenſ<hli<h Guten, was Sie für mi<h thun, fügen Sie noch ein theiluehmendes, ein gutes Wort. Ein Wort, das mix hilft, wenn ih vex= zagen will.“

Sie wendete ſich ab, ex deutete ihre Bewegung falſch, ex ſah ja ihre Thränen nicht, ex ſollte ſie niht ſehen.

Ein ſchwerer Seufzer raug ſi<h aus ſeiner Bruſt: „Alſo doch verahtet — von Jhnen! O Gott!“