Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Novelle von A. Kiſtn 135

Sie glaubte einen feſten Entſchluß zum Guten in ihm wahrgenommen zu haben. O, feine Entſagung ſollte thr zu ſchwer werden, wenn ſie annehmen durfte, er ſei das durch gerettet, ein braver Mann dem Leben wiedergeſcheutt! Welch? eine beglütende Hoffnung!

Untex dieſen freudigen Gedanken ſ{loß ſie die Augen und ſ{<lummerte mit einem ſeligen Lächeln ein. Sie fühlte eine tiefe innere Befriedigung und körperlich erſ{<öpft, wie ſie war, {lief ſie feſt und erwachte erſt wieder, als ſie in Frankfurt ankam, wo Hanne ſie mit den Worten : „Na, nun iſt die Reiſerei ja wohl vorbei?“ empfing.

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Helene fühlte fi<h na< all’ dem Erlebten etwas anz gegriffen und gönnte ſi< einen Tag Ruhe, ehe ſie Arm= feld’s Muttex aufſuchte. Dieſer Tag verſtrih ihr in ſehr glü>liher Stimmung. Sie hatte eine gute That vollbracht, ſi ſelbſt genug gethan, ſie hatte Freude am Leben, Muth für die Zukunft. Hanne ſah ihre Herrin fopfſ<hüttelnd an, wenn dieſe fo ſtill vor ſih hin lächelte und die Fragen der Alten ganz überhörte. Sie konnte ja nit wiſſen, daß in Helenens Herzen eine zarte Hoff= nung erblitht war. Helene gab derſelben jeßt no< einen falſchen Namen, ſie kannte ja den rechten noch niht, und. hätte ihr Jemand denſelben genannt, ſo würde fie ihm nicht geglaubt haben. —

Frau Doktor Armfeld war eine ſchlanke, ſehr zarte Dame, die früher ſchön geweſen ſein mußte. Sie ſprach abwechſelud von ihrem Sohu und ihxen Nerven, beides