Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

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138 Ohue viele Worle.

„Unkluges Ding!“ ſchalt ſie die Doktorin lächelnd. „Siehſt Du nicht, daß ih Beſu<h habe? Frau Olten aus Frankfurt.“

„Darf ih uun nicht hier bleiben?“ fragte Mieze mit affektirter Schüchternheit.

„JH habe nichts dagegen, wenn Frau OÖlteu es erlaubt.“

„Kennte ſie mich, ſo würde ſie es gerne thun!“ lachte die Kleine.

Helene reichte ihr freundli< die Hand. „Meinetwegen bleiben Sie getroſt da, liebes Kind!“

„Sie? Bis zu meinex Konfirmation dürfen Sie „Du“ zu mix ſagen,“ erlaubte Mieze herablaſſend. „Uebrigens wäre es auh ſchade, wenn Sie mich fortſchi>ten, denn Tante Armfeld mag es ſchre>li<h gern, wenn ih zu ihr fomme. Nicht, Tante Armfeld?“ fragte ſie ſ{<hmeicelnd und umarmte die Kranke ſtürmiſch, die ſich die unbequeme Liebkoſung mit dem Ausdru> eines Opferlamms gefallen ließ.

„Alſo eine Verwandte?“ fragte Frau Olten.

„Nux Verwandtſchaft meiner Wahl,“ antwortete Mieze vorlaut. „Tante Armfeld hat es mir erlaubt. Jh hätte ja ſonſt gar keine Verwandte, wenn ih mix nicht ſelbſt welche anſchafſte. J<h habe nux einen alten Großpapa und das iſt doh zu wenig. Kennen Sie den Muſiklehrer Burger in Frankfurt?“ — Helene kannte ihn niht. „Nun, das iſ mein Großpapa.“

Und weiter erfuhr jeht Helene in einem unmunterbro<enen Redeſlrom, daß Marie Meerheim früh ihre Eltern