Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Novelle von A. Kiſtner. 141

Mieze fing an ſi<h zu langweilen; ſie exinnexte ſich jet plößlich, daß fie zu Tiſch müſſe, nahm zärtlichen Abz ſchied von Helene und erklärte ihr, daß ſie ganz gewiß für fie ſchwärmen würde, wenn ſie ſie öfter ſähe.

„Dann nähme ih Sie auh in meinen Verwandtenkreis auf, Frau Olten,“ betheuerte ſie, „aber niht als Tante, dazu ſehen Sie zu jung aus. J< würde keinen Reſpekt vor Jhnen haben. Als Couſine, ja, das ginge, Adieu, Coufine Helene,“ ſagte ſie dann dreiſt, aber ſo anmuthig, daß man ihr gut ſein mußte.

Noch ein Ueberfall der Tante Armfeld, bei dem man nichts merkte von dem angeblichen Reſpekt, den Mieze für die Vertreterinnen dieſes Verwandtſchaftsgrades zu beſißen behauptete, und ſie huſchte aus der Thüre.

Wie nah dem Schwinden eines Sonnenſtrahls, deſſen Licht und Wärme man ſi< erſt dann bewußt wird, er= ſchien nah ihrem Fortgehen den Zurücbleibenden das Zimmer trübe und falt.

4.

Helenens Bankier hatte die ihm anvertrauten Papiere bei niedrigem Kuxs niht volltverthig verkaufen können, jo daß der ohnehin beſcheiden geſtellten jungen Frau durch neues Darauflegen einer kleinen Obligation endlich von den aufgenommenen zehntauſend Mark ein Zinſenausfall von ſech2hundert Mark erwuchs, den ſie nur bei äußerſter Sparſamkeit zu tragen vermochte.

Frau Doktor Armfeld ſiedelte bald na< Frankfurt übex, Helene half bei der Einrichtung ihrer neuen Woh-