Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Novelle von A. Kiſtner. 145

Gedanken wieder ab. Sie jagten einem Phantom nah. Unzählige Male fragte ſie ſi<h: Was will ih eigentlich? Sie machte ſi klar, daß in Frankfurt in ihrem Stübchen Alles genau ſo war, wie es ſhon ſeit Jahren geweſen var und vorauëſihtli< no< Jahre lang ſo bleiben würde.

„Hanne, ih will ſelbſt Kuchen zum Feſte baten,“ ſagte ſie plößlich.

„Was iſ das nun wieder für ein Einfall!“ knurrte die Alte. „Mache ih es Jhnen etwa niht zu Danke?“

„Doch, Hanne, abex bitte, laß mich es thun! Es iſt doch eine Éleine Veränderung.“

„Läuft es da hinaus? Nun ja, die müſſen Sie wirk= lih Haben. Jſt das au< ein Leben, wie Sie es jebt führen. Kein Theater, keine Geſellſchaft, kein ordentliches Stück Zeug angeſchafſt. Statt der hübſchen Weihnachts= geſchenke, die wir früher einkauften, nichts als Firlefanz, bei dem Sie ſih no< die Augen verderben.“

„Hanne, was fällt Dix ein?“ unterbra<h Helene un= willig dieſe Vorwürfe.

„Ja, Frau Olten, i<h muß es mal ſagen. Es hat mich ſchon lange gewurmt. Seit der Armſfeld hier war, ſind Sie ganz anders als ſonſt. Laſſen Sie den nux ruhig in Amerika ſißen. Solch? ein großer, ſtarker Mann wird wohl ſeinen Weg machen. Und wenn er es nicht thut, hilft all’ Jhxr Sorgen und Quälen doch nichts.“

Nun wußte Helene Beſcheid. Dex unerbittlichen Logik ihrer Dienerin konnte ſie nichts entgegenſeßen. Sie hatte mit grauſamer Offenheit das auêgeſprochen, was ihre

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. VII, 10