Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

150 : Ohne viele Worte.

„Was ſoll eigentli<h aus Dir werden, Mieze?“ fragte bald Amelie, bald Luiſe. „Was willſt Du beginnen, wenn Du gar nichts lernſt?“ :

„Heirathen!“ ſagte das Entchen äußerſt ke>.

„Ja, wenn ſich Einer findet?“ wandte Luiſe ein.

„O, ex wird ſhon!“ Mieze lachte, ſie war ihrer Sache ſehr ſichex.

„Wenn Du das auch denkſt, ſo ſpri<h es wenigſtens niht aus,“ ermahnte Amelie. „Das ſchi>t ſi< niht.“

„Es iſ aber doch die Beſtimmung der Frau, zu Yei= rathen ,“ vertheidigte ſih das junge Mädchen. „Zn allen Büchern könnt Jhr das leſen und bei allen öffentlichen Reden erklären es die Männer und die müſſen es doch wiſſen.“

Darauf ſchwiegen die beiden Fräulein, denn daß die Statiſtik die Ueberzahl der Frauen über die Männer naz iweist, ſowie daß oft mancherlei Hinderniſſe ſind, ehe man ſtande8amtlih vorgehen kann, bedachte Mieze nicht, und die Beiden hatten keine Neigung, ſih als Beiſpiele der Enttäuſchung und überwundener Herzenskämpfe ihrer Pſlegebefohlenen vorzuſtellen.

Mieze war jeht Stunden lang auf der Cisbahn, wo ihr die halbe Prima und drei Vertreter der Sekunda zu Füßen lagen. Leßtere nannte ſie „dumme Jungen“, gegen Erſtere war ſie ſehr gnädig, mit beiden Klaſſen koket= tite ſie.

„Der alte Burger iſt entſeßlih ſchwa gegen ſeine Enkelin,“ klagten die beiden alten Fräulein. „Alles kann ſie bei ihm durhſeßen.“