Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

SS = Ohne viele Worte, -

Gewiſſen. Tante Luiſe würde ihr Benehmen gewiß nicht forreft finden. Sie äußerte etwas dem Aehnliches, aber ihr Ritter ſuchte ſie zu beruhigen.

„Mein Gott, Fräulein Meerheim, Sie ſind doh niht die gehorſame Dienerin des Fräulein Schwarz,“ [{loß er ſeine Troſtrede.

Mieze verſtand nicht, was er eigentli<h damit ſagen wollte, aber es beruhigte ſie, daß er ſo reſpektvoll mit ihr umging und ſie ehrerbietig „Fräulein Meerheim“ nannte.

Der ritterliche Primaner fragte ſie dann, ob ſie kein Vertrauen zu ihm habe?

„O, gewiß habe ih das!“ flüſterte ſie. Dann folgte ſtotternd no< allerlei Verworrenes und zuleßt nannte er ſie Mieze und küßte ſie. Sie halte auch etwas geſagt, ſie wußte hinterher nicht re<ht was, aber daß ſie zuleßt ſeinen Arm genommen und er den Schirm ganz tief gehalten hatte, damit Niemand ſie exkenne, als ex ſie nach Hauſe geleitete, das wußte ſie ganz gewiß. Vor der Hausthüre angelangt war er, allen ihren Proteſten zum Troß, ihr auf den Hausflur gefolgt, und — Männer ſind immer ſo unvorſichtig — Hatte ſie wieder geküßt.

Mieze ging nun die zwei Treppen hinauf und fragte ſich unterwegs, ob ſie jeht wohl Karl Merten's Braut ſei? Sie glaubte es, denn ganz deutlich halte ſie gehört, daß ex etivas von „Zukunft“ und „ſie erringen“ geſagt, und aus den verſchiedenen Romanen, die ſie geleſen, erinnerle ſie ſich, daß dergleichen in Heirathsanträgen vorfommt.

„Alſo nun iſ mein Loos entſchieden ,“ ſeufzte ſie und fühlte ſich ſehx verwirrt und ſonderbar.