Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

156 __Öhne viele Worte.

vorüber ging, und einmal, als ſie ſich gerade am Fenſter befand, ihr verſtohlen eine Kußhand zuwarſ. Ein Brief von ihm, in dem er viel von Mannesehre und Herz und Hand des Mannes ſchrieb, rührte ſie zuerſt, ſie wollte denſelben beantworten, da ſie aber niht wußte, was ſie Karl ſchreiben ſollte, unterließ ſie es.

Jhr „Verlobter“ fand nicht ein einziges Mal Gelegen= heit, ſeine Braut zu ſprechen, geſhweige denn zu umarmen. Ex hatte ſi< das Verhältniß viel ſ{<öner gedacht, Mieze auch, und als ſie na< zwei Monaten erfuhr, Karl Merten ſei im Examen durchgefallen, war ſie gründlih mit dev Geſchichte fertig. Sie wandte nun ihr Jntereſſe Bob Randon zu, einem lang aufgeſchoſſenen Engländer von zweiundzwanzig Jahren, der mit ſeiner Familie den Winter in Wiesbaden zubrachte und dem fie ſih als Dolmetſcherin in einem Obſtladen ſehr nüßlih erwieſen hatte. Dafür widmete ex ihr als Gentleman ſeine Dienſte, ſuchte und fand Gelegenheit, ſie feiner Mutter und ſeinen beiden Schweſtern vorzuſtellen. Alle drei Damen gaben Mieze die Hand und fragten: „How do you do?“

Mrs. Randon ſpra< kein Wort Deutſch und wollte es au< niht lernen. Lebteres beabſichtigten die beiden Miſſes, welche ſich in Mieze's Alter befanden und an denen Alles lang war. Die Geſtalten, die Stirn, die Zähne und die Paletots, welche in der Farbe mit dem blonden Haar der Damen korreſpondirten, was mehr auf fallend als geſ<hma>voll erſchien.

Snmitten dieſer groß angelegten Familie nahm ſi Mieze wie ein kleines Wieſelchen neben Giraffen aus, und