Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

164 Ohné viele Worte.

fleine, liebe Mieze, hell wie ein Sonnenſtrahl, fröhli<h wie eine Lerche.“

Ex ſagte dies mit einem unbeſchreiblich zärtlichen Aus= dru>, und freute ſih, daß Helene ſein Urtheil dur< ein liebevolles Kopfni>en beſtätigte. So bildete das Jntereſſe

“für Mieze ein Bindeglied zwiſchen den beiden Haus= genoſſen.

„Die Fräulein Schwarz ſind aus8gezeichnete Damen, ihnen kann ih meine Enkelin anvertrauen. Aber ein wenig ſtreng wohl, ein wenig ſtreng!“

Dex alte Burger hielt einen Brief von Fräulein Luiſe in der Hand, in dem die bitterſten Klagen über Mieze's fofettes, übermüthiges Benehmen enthalten waren. Ach, was ſollte er dabei thun? Er konnte doch den Lieutenant nicht fordern, der jeßt ſo oft von Mainz nah Wiesbaden fam, und Mieze bald am Bahnhof, bald beim Kurhauſe begegnete, ihr Zeichen machte, die ſie genau zu verſtehen ſchien, wie die Tante ſchrieb.

Das Alles beunruhigte ihn ſehr.

Mieze dagegen entſchieden weniger, wie ein Brief der= ſelben bewies, der Tante Luiſens Brief auf dem Fuße

-folgte, und in dem ſie ihre beiden Pflegemamas „alte Philiſter“ nannte, die keinen Begriff von ein wenig Cour= macherei hätten, und glei bei jedem Gruß, jedem Bouquet meinten, es müſſe ein Heirath3antrag darauf folgen, ſonſt ſei die Sache nicht richtig. Daran denke ſie niht und denke auh ex nicht, der ein ſehr luſtiger, hübſcher Bengel ſei, dem die Uniform zum Entzüc>en ſtehe, und der troß aller ſeiner Schulden ſi< no< ſtets ſo viel Geld abſpare,