Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

166 : Ohne viele Worte.

Helene ſprang auf, aber ehe ſie no< fragen konnte, ſete Hanne tröſtend hinzu: „Es ſei aber etwas Gutes.“

„O, dann muß es von Otto ſein!“ dachte Helene und eilte, mehr laufend als gehend, zu Frau Armfeld.

Sie hatte ſi<h niht getäuſcht. Die erfreute Mutter fam ihr ſhon auf dem Flur entgegen, ihr ganzes Geſicht leuchtete vox Seligkeit, die Thränen ſtanden ihr in den Augen. Mit zitternden Händen zog ſie Helene in's Zim= mer. „Da, leſen Sie, leſen Sie!“ weiter vermochte ſie ni<ts zu ſagen.

Sie deutete auf eine Zeitung, die man thr vor einer halben Stunde aus Wiesbaden geſchi>t; roth angeſtrichen ſtand da:

„Jm Anſchluß an die Nachricht, wel<he unſer Blatt neuli<h über das entſeßlihe Eiſenbahnunglü>k bei San Francisco brachte, theilen wix heute no< mit, daß auch ein Kind unſerer Stadt, Herr Otto Armfeld, dabei be= theiligt war. Derſelbe hatte niht allein das Glü>, ſich ſelbſt zu retten, ſondern auch einen gelähmten Mitreiſenden vor einem entſehlihen Tode zu bewahren. Jm lebten Augenbli>e vor dex furchtbaren Kataſtrophe gelang es ihm, mit ſeinem hilfloſen Gefährten im Arm, die Coupéthüre zu öffnen und hinauszuſpringen. Herrn Armfeld ließ ſeitdem der kranke alte Herr, der Beſißer der weltbekannten Fizxma H. W. & Comp., nicht mehr von ſeiner Seite.“

„Helene, Helene! Was ſagen Sie?“

Helene ſagte gar nichts. Sie hielt die Frau Doktor in ihren Armen, weinte und lachte in einem Athem. Sie war wixkli<h ganz närriſch, und die glü>liche Mutter gab ihr darin nichts nach,