Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

168 Ohne viele Worte. -

ſ<wärmte alle amüſanten Verhältniſſe ſ{<roff abgebrochen. Die ruhig ernſte Art ſeiner Verehrung gefiel ihr weit mehr, als die flotte Weiſe der Anderen. Bob ſagte ihr nie eine Schmeichelei, im Gegentheil, er fand ſtets etwas an ihr zu tadeln. Mieze fühlte, daß er wirkli<h einen ſehr guten Einfluß auf ſie habe. Sie wax auf dem beſten Wege, ein verſtändiges Mädchen zu werden, und nun kam Tante Luiſe mit ihrer Neugierde und verdarb Alles!

Tante Amelie war dur< den Skandal ernſtlich erkrankt, und Luiſe glaubte es nicht länger verantworten zu können, ihre Schweſter dieſen Aufregungen ausgeſeßt zu ſehen.

„Wirklich köſtlich, ſie allein verurſacht dieſe Auf-= regungen; ih halte gewiß Frieden, wenn man mi< nur in Ruhe läßt,“ philoſophirte Mieze.

Leider kam es auf ihre Meinung niht an, und na<hdem allerlei aufregende Briefe zwiſchen Wiesbaden und Frankfurt gewechſelt waren, nachdem Herr Bunger mik _ Helene, die ſeit kurzer Zeit alle trüben Sorgen abgeſchüt-= telt zu haben ſchien und mit ſanft lächelndem Geſichte einher ging, verſchiedene Berathungen gepflogen, bekam Mieze den Befehl, ihre Koffer zu pa>en und ſich nach Frankfurt zu. begeben.

Daß es ſo bitterer Ernſt werden ſollte, hatte ſie doch nicht geglaubt. :

Als ſie einpa>te, floſſen die erſten Thränen und nach= her am Bahnhofe gab xs wahre Ströme, da auch Luiſe bei der Trennung von dem Kinde ganz faſſungslos wurde :

„Jh habe Dich ſo ſchre>li<h lieb, Tante Luiſe |“

„FO Dich auch, Mieze !“