Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

O Ohne viele Worte.

ſich ſelbſt, was ſie ſinge, wozu Mieze ſehr ſchlau mit den Augen blinzelte und ſi< zu einer Umarmung auf Helene ſtürzte, denn Jemanden mußte ſie in dieſem Augenbli>e wirkli<h umarmen.

Troß des Beifalls, den thr Geſang gefunden, ent brannte ſhon eine Stunde nachher heftiger Kampf zwi{hen Großvater und Enkelin um ein Stü>k Schinken, welches Mieze ſih verſchafſt hatte. Das Gefecht endete ‘damit, daß Mieze ihr heimli<h erbeutetes Slü>k auf dem Teller liegen laſſen mußte. Nur knurrte fie laut über Hunger und Grauſamkeit und — ganz leiſe — über Ver= rüdtheit. Aber in der Fleiſchfrage fand ſie den Groß= vater unerbittlich, bei allen gemeinſchaftlihen Mahlzeiten mußte ſie ſi<, wohl oder übel, mit Pflanzenkoſt begnügen.

„Jh begreife nicht, Mieze,“ ſagte Helene eines Tages, „daß Du Deinem Großvater nicht darin gehorchen willſt, ſelbſt wenn Dix ſeine Lebensweiſe als eine Laune er= ſcheint, er iſt doh im Uebrigen ſo gut gegen Dich.“

Mieze hielt ihr den Mund zu. „Einzige, Süße, Liebe, predige niht! Du maſt mich krank und ih weiß ſchon Alles, was Du ſagen willſt.”

„Ja, abex —“

„Jh werde mich beſſern, Du mußt Dich beſſern, ex, ſie, es wird ſich beſſern,“ konjugirte Mieze und lief lachend davon.

„Sorge doch etivas für den alten Mann,“ ermahnte Frau Olten ihre kleine Freundin ſpäter; „Du denkſt auch nux an Dich.“

„O Gott!“ ſagte Mieze erſchro>en und lief fort, die