Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

A Ohne E Morte =

Die darauf folgende Scene drehte ſih nun ausſcließ= lich um den verbotenen, mit ſo vielem Appetit verzehrten Schinken, Randon’s wurde mit keinem Worte geda<ht.

So vergingen wieder einige Tage. Mieze war die Lie= benswürdigkeit ſelber und ſhmeichelte ſo lange, bis Helene eine Geſellſhaft gab und auh Bob Randon einlud. Das Unglü> wollte aber, daß dieſer gerade einen Ausflug nah Heidelberg unternommen hatte. Ex war ſehr unglüäli<, als er nachher erfuhr, was er verſäumt hatte, und Mieze niht minder. Sie wollte nun gar nicht ſingen, ließ ſich aber dazu bereden, ja ſang ſogar das bewußte Müllerlied mit ſo viel Ausdrut>, als ſolle ihre Verſicherung bis nah Heidelberg dringen.

Helene machte eine allerliebſte Wirthin, die Gäſte waren entzüct von ihr. Sie erſchien ſeit einiger Zeit fo heiter, wirflih ganz verändert. Sie gab au< viel mehr Geld aus als früher. Mieze glaubte, daß ſie etwas geſchi>t bekommen habe. Warum war Helene nur gegen ſie o verſhloſſen? Sie wollte niht ſagen, von wem der lange Brief ſei, den ſie empfangen, und den ſie, wie Mieze re<t gut gemerkt, ſeitdem mit ſtill ſeligem Lächeln immer wie= der geleſen. Sie behandelte Mieze noch ſtets wie ein Kind und würdigte ſie nicht ihres Vertrauens, ſo dachte dieſe.

Ganz athemlos ſtürzte Mieze eines Tages in's Haus. „Helene! Helene!“ ſchallte ihre Stimme laut dur den Korridor. Rufend eilte ſie dur die Zimmer, alle Thüren “hinter ſi offen laſſend. „Helene, wo biſt Du ?*

„Nun, Mieze, wo brennt es?“ fragte diefe lachend, indem ſie aus dem Garten in’s Haus trat.