Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Von Ernſt Zederfall. 213
die in wirklichen oder in Gedanken vorweggeitommenen oder wiederholten Genüſſen von Tafelfreuden ſ{<welgen, odex ſolche, die in der ſelbſtgefälligen Neberzeugung ihrèr eigenen Würde und Vortrefflichkeit ſich berufen fühlen, über ihre Mitmenſchen und fremde Verhältniſſe abzuuxrtheilen; alſo die Schlemmer und die Wichtigmacher. Da man das Süße möglichſt vollkommen auszukoſten ſucht, ſo werden die Mundmuskeln bei einer ſüßen Gez ſ<ma>sempfindung ſo geſtellt, daß möglichſt wenig von derſelben verloren geht. Man zieht den Mundſchließmuskel fräftig zuſammen und preßt — wovon ſich Jeder, der ein Stüc Zucker und einen Spiegel zur Hand hat, leicht über= zeugen kann — die Wangen und die geſ<hloſſenen Lippen feſt an die Kinnladen, um alles Süße auf die Zunge zu= ſammen zu drängen, wodurch der Mund jedo<h nicht breit, die Lippen vielmehr eigenthümli<h platt zuſammengedrü>t erſcheinen. Als mimiſher Ausdru> tritt dieſex „ſüße Zug“ genau ſo wie bei ſüßen Geſ<hmac>sempſindungen dann auf, wenn wir uns in Gedanken mit beſonders ‘an=genehmen Gegenſtänden beſchäftigen, mit „Jüßen“ Hoff nungen und Erinnerungen. Der ſüße Zug iſt ſelten phyſiognomiſch, d. h. fonſtant ausgebildet und faſt nie bei Männern, weil eben die ſüßen Augenbli>de nur ſpärlich ins Leben geſäet ſind, und ſomit die mimiſche Vebung, die in beſtändiger Wiederholung einer und derſelben Geſichtsbewegung allererſt das phyſiognomiſche Reſultat — den fonſtanten Geſichtszug — zeitigt, eine nur ſehr geringe iſt. Wo der ſüße Zug deshalb dennoch ausgebildet iſt, läßt ſich faſt ſtets auf ein geziertes oder zur Schau geſtelltes