Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

SE : Der lebte Folkunger.

Mädchens berufen wurde, welche ihr unſchuldiges Hexz an einen Mann gekettet hatte, mit dem Edda früher ein tofettes Spiel getrieben — ſie hatte es von Blanka ſchon gehört, daß Gebhard eine Braut in Bergen verlaſſen und wohl vergeſſen habe, jeßt hatte ſie aus Freia’s Erzählungen errathen, daß dieſe es fei, der Gebhard die Treue ge= brochen. i

Es drüdte die Gräfin wie ein Gefühl der Schuld gegen das arme, jeßt völlig verlaſſene Mädchen, und doh hatte ſie Gebhard nie beſonders ermuthigt, ihr zu huldigen; je tiefer ſie aber in das Herz Freia's ſchauen lernte, um ſo inniger fühlte ſie ſi<h angezogen — auh ihr Herz hatte ja eine reine Liebe in allen Stürmen des Lebens feſt= gehalten und war ohne Hoffnung! Edda ſchaute Freia an wie eine Heilige — ſie verdiente es wahrlich nicht, daß der Geliebte ihr die Treue gebrohen — Edda fühlte, daß wenn ihr Herz ſo rein geweſen wäre, wie das dieſes Weſens, Moltke ſie nicht verſ<hmäht haben wiirde, daß ſie dann wohl niht elend geworden.

Auf den Feldern vor dev Veſte tummelten ſi< die Nitter und harten des Befehls zum Aufbruch des Heeres, in dem Schloſſe ſaß die Königin, unnahbar für Jeden, der niht zu ihrer nächſten Umgebung gehörte, als habe ſie es vergeſſen, wozu ſie die Streiter draußen in's Feld gerufen, als ſei ſie erlahmt in dem ſtolzen Fluge und ſcheue ſich vor den Bli>ken der Menſchen. Es hatte ſchon neugieriges Aufſehen erregt, daß die Königin Aufenthalt in der Veſte genommen, und jeßt verbreiteten ih die abenteuerlichſten Gerüchte im Lager, als werde in Agers=