Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

90 Der lebte Folfunger.

“Ritters trug, in feine Dienſte zu nehmen, obwohl dieſelben

ihre Helmviſire niht öffneten und unter den Kriegsnamen der „Rächer“ und der „Enterbte“ unerkannt fechten woll=z ten. An dex Tafelrunde, als der Becher kreiste, hörten die Fremden, was man ſi von den Vorgängen auf SWloß Agershuus erzählte, daß man in einem geſchloſſenen Wagen Gefangene auf die Burg gebracht habe, daß der Henker von Opslo dorthin geholt worden ſei und die Königin nur von wenigen Getreuen und ihren Damen begleitet dort ein heimliches Gericht gehalten habe. Man wollte wiſſen, daß in der Nacht die Poſten auf den Wällen ein Wimmern und Wehklagen gehört, daß geſtern Abend eine Leiche im Burgverließ verſcharrt worden, und daß das Gerücht gehe, dex Ermordete oder Gerichtete ſei der Sohn der Königin, den man bis dahin fälſ<hli< todt geſagt und den ſie gez fangen in der Veſte Heileborg gehalten habe.

„Mag er der Sohn der Königin oder ein untergeſho= benex Baſtard geweſen ſein,“ rief Graf Brahe, „ih trinke auf das Wohl dex Königin, welche das lebte Andenken an ein verruchtes Geſchlecht vernichtet hat.“

Die Ritter \prangen von ihren Sißen auf und leerten die gewaltigen Humpen, es durfte nach der alten Sitte kein Tropfen im Trinkgefäſſe bleiben, wenn auf das Wohl des Herrſchers oder Heerführers angeſtoßen wurde, es galt aber au< für eine tdödtliche Beleidigung, wenn Jemand ſich weigerte, auf die Geſundheit zu trinken.

Die beiden Gewappneten, welche heute zum erſten Male an der Tafelrunde ſaßen, rührten ihre Humpen nicht an.

„Was bedeutet das?“ fragte Graf Brahe. „Weigert