Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, page 158
100 Erſte Ordnung: Affen; erſte Familie: Shmalnaſen (Menſchenaffen).
dieſes Geſchrei dem Heulen eines Hundes. Die Auszehrung mate ſeinem jungen Leben bald ein Ende.
Ein anderer zahmer Meias, von dem uns Jeffries erzählt, hielt ſeinen Stall ſehr reinlih, heuerte den Boden desſelben öfters mit einem Lappen und Waſſer und entfernte alle Überreſte von Speiſen und dergleichen. Er wuſ<h ſi<h au< Geſicht und Hände wie ein Menſch. Ein anderer Orang-Utan zeichnete ſi< dur< große Zärtlichkeit gegen alle aus welche freundlih mit ihm ſprachen, und küßte ſeinen Herrn und ſeinen Wärter e<t menſchlih. Gegen Unbekannte war er ſehr ſ{hüc<htern, gegen Bekannte ganz zutraulich.
Dex Orang, wel<hen Cuvier in Paris beobachtete, war etwa 10 —11 Monate alt, als ex nah Frankreich kam, und lebte dort noch faſt ein halbes Jahr. Seine Bewegungen waren langſam und auf dem Boden ſhwerfällig. Er ſette beide Hände geſchloſſen vor ſi nieder, erhob ſi< auf ſeine langen Arme, {hob den Leib vorwärts, ſeßte die Hinterfüße zwiſchen die Arme vor die Hände und ſchob den Hinterleib nah, ſtemmte ſi< dann wieder auf die Fäuſte 2c. Wenn er ſi< auf eine Hand ſtüzen konnte, ging er auh auf den Hinterfüßen, trat aber immer mit dem äußeren Rande des Fußes auf. Beim Sißen ruhte er in der Stellung der Morgenländer mit eingeſchlagenen Beinen. Das Klettern wurde ihm ſehr leiht; er umfaßte dabei den Stamm mit den Händen, nicht mit den Armen und Schenkeln. Wenn ſi die Zweige zweier Bäume berührten, kam er leicht von einem Baume zum anderen. Jn Paris ließ man ihn an ſchönen Tagen oft in einem Garten frei; dann kletterte er raſch auf die Bäume und ſeßte ſih auf die Äſte. Wenn ihm jemand nachſtieg, ſchüttelte er die Äſte aus allen Kräften, als wenn er ſeinen Nachfolger abſchre>en wollte; zog man ſich zurü>, ſo endeten dieſe Vorſichtsmaßregeln ; erneuerte man den Verſuch, ſo begannen ſie ſogleich wieder. Die Eſſenszeit kannte er genau, kam regelmäßig zur reten Zeit zu ſeinem Wärter hin und nahm, was dieſer ihm gab. Fremdenbeſuche wurden ihm oft läſtig, und niht ſelten verſte>te er ſih ſo lange unter ſeinen Decken, bis die Leute wieder fort waren. Bei Bekannten that er dies nie. Nur von ſeinem Wärter nahm er Futter an. Als iG einſt ein Fremder an den gewöhnlichen Plaß ſeines Pflegers ſete, kam er zwar herbei, verweigerte aber, als er den Fremden bemerkte, alle Nahrung, ſprang auf den Boden, ſchrie und ſlug ſi, wie in Verzweiflung, vor den Kopf. Seine Speiſe nahm er mit den Fingern und nur ſelten glei mit den Lippen auf und bero alles, was er niht kannte, vorher ſorgfältig. Sein Hunger war unverwüſtlih: er konnte, wie die Kinder, zu jeder Zeit eſſen. -
Zuweilen biß und ſlug er zu ſeiner Verteidigung um ſih, aber nur gegen Kinder und mehr aus Ungeduld als aus Zorn. Er war überhaupt ſanft und liebte die Geſellſchaft, ließ ſih gern ſhmeihelnund gab Küſſe im eigentlihen Sinne. Wenn er etwas ſehnſüchtig verlangte, ließ er einen ſtarken Kehllaut hören. Denſelben vernahm man gleihfalls, wenn er im Zorne war; doh wälzte er ſih dann oft am Boden und ſhmollte, falls man ihm niht willfahrte. Zwei junge Katen hatte er beſonders liebgewonnen und hielt die eine oft unter dem Arme oder ſette ſie ſich auf den Kopf, obſchon ſie ſih mit ihren Krallen an feiner Haut feſthielt. Einigemal betrachtete er ihre Pfoten und ſuchte die Krallen mit ſeinen Fingern auszureißen. Da ihm dies niht gelang, duldete er lieber die S<hmerzen, als daß er das Spiel mit ſeinen Lieblingen aufgegeben hätte.
Eine fernere Mitteilung rührt von einem guten Beobachter her, welcher einen OrangUtan drei Monate mit ſi auf dem Schiffe hatte. Das Tier hauſte, ſolange ſi das Schiff in den aſiatiſchen Gewäſſern befand, auf dem Verdee, ſeinem beſtändigen Aufenthalte, und ſuhte ſi< nur des Nachts eine geſhüßte Stelle zum Shlafen aus. Während des Tages war der Orang-Utan außerordentlich auſgeräumt, ſpielte mit anderen kleinen Affen, welche ſi an Bord befanden, und luſtwandelte im Takelwerke umher. Das Turnen und Klettern