Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

92 Vierte Drdnung: Naubtiere; fünfte Familie: Hunde.

„Qunde gewahrt man im ganzen Lande in großer Menge, ſie gleichen an Geſtalt einem etwas robuſten Windſpiele, erreichen aber ſelten die Größe unſeres Hühnerhundes. Sie ſind faſt ausnahmslos von fu<hsroter Färbung und haben immer eine ſ{hwarze, ſtark verlängerte Schnauze, das Fell iſt kurz und glatthaarig wie der lange, rattenartige Shwanz; die ziemli langen Ohren ſind an der oberen Hälfte weih und lappig, werden daher zur Hälfte umgeſchlagen getragen. Beiſpiellos iſt ihre Gewandtheit im Springen und Laufen, ſie überholen die Gazellen mit Leichtigkeit und dienen daher allenthalben zur Jagd; auf 3 m hohe Erdmauern und Termitenhügel ſ{<wingen ſie ſi< mit der Gewandtheit von Katen, mit ihren ſ{<lanken Leibern die Entfernung vom Drei- bis Vierfachen ihrer Länge überwindend. F< beſaß ſelbſt eine Anzahl ehter Schillukhunde, die ſi<h ſpäter im tiefen Fnneren vortrefflich hielten und ſtark vermehrten. Wie allen Hunden des Nilgebietes, vom ägyptiſchen Paria bis zum Dorfköter des Sudan, fehlt auh dieſer Raſſe die Afterklaue an den Hinterfüßen, welche unſere europäiſchen Hunde ſtets beſißen. Fm allgemeinen unterſcheidet ſih der Schillufhund wenig von den Raſſen der Beduinen Kordofans und Sennars.

„Die Hunde der Bongo halten hinſihtli<h ihrer Größe die Mitte zwiſchen der kleinen Njam-Njamraſſe und den Dinkahunden, welche dem gemeinen Paria von Ägypten am meiſten entſprechen. Die eigentlihe Bongoraſſe findet ſi< indes infolge der häufigen Vermiſchung nur noh ſelten e<t und rein erhalten; ſie iſt dur< eine rötlih-ledergelbe Färbung, auf: rechte, ſteiſe Dhren und einen buſchigen Fuchsſ{hwanz ausgezeihnet. Eine Eigentümlichkeit, dur welche mir der Bongohund beſonders auffiel, beſtand in dem hohen Grade der Sträubbarkeit ſeiner Rü>kenhaare. Bei jedem Angriffe ſträubte ſi die ſtraffe Behaarung auf dem ganzen Rücken und ſtand aufre<ht erhoben bis zum Na>en hinauf, wie man das niht ſelten an in Wut geratenen Katen wahrzunehmen Gelegenheit findet. Der buſchige Shweif unterſcheidet die Raſſe hinreichend von den mit kurzhaarigem Shwanze verſehenen Hunden der Dinka fowie von denen der Njam-Njam, wo der Schwanz ſi ſtets ſpiralig aufrollt wie bei einem Ferkel. So wenig wähleriſh ſi<h au< die Bongo in der Auswahl des Cßbaren zeigen, ſo ſtandhaft verſhmähen ſie dennoch unter allen Umſtänden den Genuß von Hundefleiſh, in welchem ihre ſüdlichen und ſüdöſtlihen Nachbarn ſih auszeihnen. Der Efel vor dieſem iſt derſelbe, welchen ſie dem Genuſſe von Menſchenfleiſh gegenüber an den Tag legen. Ein eigentümlicher Aberglaube knüpft ſi<h an den Tod von Hunden. Als ih einen der meinigen, der das Zeitliche geſegnet, in eine Grube werfen laſſen wollte, kamen Bongo auf mi zu, die mi< beſhworen, von ſolhem Vorhaben abzuſtehen, da es unfehlbar zur Folge haben würde, daß ihre Saaten ohne Regen blieben. Aus dieſem Grunde werfen alle Bongo ihre verre>ten Hunde ſtets einfah hinaus aufs offene Feld.“ Hier begegnen wir alſo im Juneren Afrikas einem Aberglauben, der dem ähnelt, den wir (S. 34) von Fndien bezüglih des dort lebenden Wolfes anführten.

Von den Hunden der Njam-Njam ſagt Shweinfurth an anderer Stelle: „Dieſe gehören einer kleinen, dem Spiße naheſtehenden, aber furz- und glatthaarigen Raſſe an, mit großen, ſtets aufgerihteten Ohren und kurzem, dürrem, nach Art eines Ferkelchens ſtets auf: gerolltem Shwanze. Die Farbe iſt immer ein helles Ledergelb, auf dem Na>en iſt eine weiße Binde befindlih. Die ſehr ſpie Schnauze iſt plößlih vom gewölbten Kopfe abgeſeßt. Die Beine, ziemlih hoh und gerade, beweiſen, daß dieſe Raſſe nihts mit dem Dachshunde auf altägyptiſchen Tempelbildern zu thun hat, deſſen afrikaniſche Herkunft bisher noh niht nachgewieſen werden konnte. Auch ihnen fehlt, wie bei allen Hunderaſſen des Nilgebietes, die Afterklaue an den Hinterfüßen. Den Hunden hängt man aus Holz geſchnittene Glo>ken um den Hals, angeblih zu dem Zwecke, damit ſie ſih nicht im Graſe der Steppe verlaufen. Die Tiere ſind, wie ihre Herren, außerordentlich zur Fettbildung geneigt, was von leßteren

auch ganz beſonders beabſichtigt wird, da Hundefleiſch einen ihrer vorzüglichſten Le>erbiſſen