Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

94 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Hündinnen führen. So ziehen ſie geſchloſſen wie eine engliſche Fuchsmeute erſtaunlich {nell durch offene Kampinen und brechen in die Di>ungen; das Waſſer nehmen ſie ungern. Die bunte Schar der übrigen Köter läuft aufs Geratewohl mit, obwohl ſi<h au< unter dieſen ſehr brauchbare finden. Es iſt ihre Gewohnheit, nach jedem Triebe ſich abſeits von den Jägern zuſammenzurotten, niederzuſißen und mit ho<hgere>ten Köpfen mehrere Minuten ein tiefes, Tlagendes Geheul anzuſtimmen, das außerordentli<h lange gleihmäßig ausgehalten wird. Den noch in den Di>kungen ſte>enden Shüßen und Hunden iſt es ein gutes Mittel zum Zurechtfinden. Jn der Nähe iſt es faſt unerträglich, von ferne wirkt es dagegen in der Wildnis ungemein ſtimmungsvoll, wild und wehmütig zugleih und durch die Miſchung von Höhe und Tiefe weit geſangreicher als das der Wölfe. Als Lindner auf einer Büffeljagd meu<hleriſ< angeſchoſſen worden war, ſeßten ſih, während ih ihn unterſuchte und verband, einige dreißig Hunde um uns in das Buſchwerk und erhoben ein unter dieſen Umſtänden wahrhaft grauſig berührendes Geheul; ſie waren auch in keiner Weiſe zu beſhwichtigen, bis wir nah etwa einer Stunde den Verwundeten fortſchaffen konnten. Jn den Dörfern hört man ſie dagegen niht; doh geſ<hah es mehrmals, daß drei und vier Köter, die in unſerem Gehöfte umherſ<hnüffelten und vertrieben wurden, ſich vor der Umzäunung niederließen und uns anheulten. Vereinzelte bleiben ſtets ſtumm. Das von Wald und Hügel widerhallende helle Fauchzen eines zahlreihen Pates vor geſtelltem Wilde lingt für den Jäger um ſo herzerfreuender; ſolche unbeſchreibliche und aufregende Laute habe ih noh von Teiner anderen Jagdmeute vernommen.

„Weiter im Jnneren finden ſich am Kongo Hunde, welche die oben angegebenen Raſſenmerkmale weithin gleihmäßiger ausgeprägt zeigen, hier und dort auc ſorgfältiger behandelt und von den Herren ſogar auf Arm und Hüfte herumgetragen werden. An den ſüdlichen Teilen dex Küſte hingegen und nordwärts in Yumba, Gabun, Kamerun, am Niger und überall in Oberguinea bemerkt man vielfah ein Gemiſch von Kötern, in welchem alle Zeichen einer fortdauernden Kreuzung mit eingeführten Hunden wahrzunehmen ſind, bis zum ſchlaffen Behange oder doh halben Klappohren, bis zum wenn nicht lang-, ſo doh rauhhaarigen Felle und ziemlih buſchigen Schwanze.

„Für die oft behauptete Thatſache, daß eingeführte Hunde in den Tropen ihren GeruchSsfinn einbüßten, habe ih feine Belege gefunden. Unſere drei Jahre an der Küſte weilenden Schäferhunde bewieſen ſogar das Gegenteil, und die Jungen von ihnen beſaßen ebenfalls feine Naſen. Jh meine, jene Anſicht ſei aus ungenauer Beobachtung hervorgegangen: der Europäer widmet ſeinen Hunden in den Tropen weniger Sorgfalt, er kann ſie niht weidgerecht führen; ſie verlottern infolgedeſſen unglaublih, verändern ihr ganzes Weſen unter dem Einfluſſe des Klimas und ungenügender Nahrung, werden faul und gleichgültig oder mürriſh und reizbar, ſchließen ſi< innig den Eingeborenen an oder ſtellen ſih ſehr feindlih zu ihnen. Weit ſ{hwerer als dem Jäger fällt es ihnen, ſih den veränderten Bedingungen anzupaſſen, in ganz ungewohnter Umgebung und neuartigem Wilde gegenüber ſi entſprechend zu bewähren. Es iſt demna<h wohl ihre allgemeine Unbrauchbarkeit zu beklagen, niht aber das Schwinden des Geruchsſinnes. Am Hibſchlage mögen wohl manche zu Grunde gehen, doh habe ih niht einen einzigen derartigen Fall beobachtet.“

Unſer Allerweltstier auf Neuguinea ſchildert Fin\h: „Die Abſtammung des Papuahundes bleibt auf einer Fnſel, wo kein einziges Raubtier vorkommt, ein Rätſel, deſſen Löſung innigſt mit der Herkunft des hier lebenden Menſchen zuſammenhängt. Der Papuahund gehört jener eigentümlichen Raſſe an, wie ſie ſih allenthalben in Neuguinea findet, und die ſi<h am meiſten mit einem kleinen Dingo vergleichen läßt. Er iſt glatthaarig, von kleiner, unanſehnlicher Geſtalt, hat einen fuhsähnlihen Kopf, aber mit ſtumpfer Schnauze und aufre<ht ſtehenden, ſpißgerundeten Ohren. Der Schwanz iſt ſtark nach links gedreht, wird