Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Pariahunde. Haushunde. 95

aber beim Anbli>e eines Fremden aus Furhtſamkeit meiſt hängend getragen. Die Färbung we<ſelt außerordentlich, und ſhon hieraus ſpricht die lange Domeſtikation am deutlichſten. Jm allgemeinen herrſ<ht eine roſtfahle Färbung vor, mit weißer Schnauze, Stirnmitte, Kehle, Bauch und S<hwanzſpiße; aber es gibt auh dunkelbraune Stücke, ſolche mit weißem Kopfe und ſhwarzgefle>te, kurzum, niht zwei ſind einander völlig gleich. Eine beſondere Eigentümlihhkeit des Papuahundes iſt, daß er nicht bellt, ſondern nurx heult. Jm übrigen iſt er von ſheuem, feigem Weſen, ſehr diebiſh und ſhon wegen ſeiner geringen Größe nicht zur Jagd geeignet, wie er kein guter Wächter iſt. Gewöhnlich pflegen ſi< bei Annäherung von Fremden die Hunde des Dorfes lautlos wegzuſchleichen. „Wie der Hund, ſo der Herr“ gilt auc für Neuguinea inſofern, als beide keine Jäger, wohl aber Vegetarianer ſind. Wie ſein Herr, nährt ſi< der Papuahund vorzugsweiſe von Pflanzenſtoffen, frißt z. B. mit Vorliebe Kokosnuß, und ſein bei den Papuas ſo ſehr beliebtes Fleiſch mag infolgedeſſen wohl niht übel \<hme>en. Man hält den Hund eben des Eſſens wegen.“

Die Beſchreibung des Weſens und Lebens unſerer Haushunde mag die unübertreffliche Kennzeihnung des Tieres eröffnen, welche der Altvater der Tierkunde, Linné, in ſeiner eigentümlih kurzen und ſ{hlagenden Weiſe gegeben hat. F< bin bemüht geweſen, dieſelbe ſo treu wie mögli im Deutſchen wiederzugeben, obgleich dies feine leichte Sache iſt. Manche Stellen laſſen ſi gar niht überſeßen; das übrige lautet etwa alſo: „Frißt Fleiſch, Aas, mehlige Pflanzenſtoffe, kein Kraut, verdaut Knochen, erbricht ſi< nah Gras; loſt auf einen Stein: Griehiſ< Weiß, äußerſt beizend. Trinkt le>end; wäſſert ſeitlich, in guter Geſellſchaft oft hundertmal, beriet des nächſten After; Naſe feucht, wittert vorzüglich; läuft der Quere, geht auf den Zehen; ſhwitt ſehr wenig, in der Hite läßt er die Zunge hängen ; vor dem Sthlafengehen umkreiſt er die Lagerſtätte; hört im Schlafe ziemlich ſcharf, träumt. Die Hündin iſt grauſam gegen eiferſüchtige Freier; in der Laufzeit treibt ſie es mit vielen; ſie beißt dieſe; in der Begattung innig verbunden; trägt 9 Wochen, wölft 4—8, die Männcen dem Vater, die Weibchen der Mutter ähnlich. Treu über alles; Hausgenoſſe des Menſchen; wedelt beim Nahen des Herrn, läßt ihn niht ſ<hlagen; geht jener, läuft er voraus, am Kreuzwege ſieht er ſi< um; gelehrig, erforſcht er Verlorenes, macht nachts die Runde, meldet Nahende, waht bei Gütern, wehrt das Vieh von den Feldern ab, hält Renntiere zuſammen, bewacht Rinder und Schafe vor wilden Tieren, hält Löwen im Schach, treibt das Wild auf, ſtellt Enten, ſ<hleiht im Sprunge an das Nes, bringt das vom Jäger Erlegte, ohne zu naſchen, zieht in Frankreih den Bratſpieß, in Sibirien den Wagen. Bettelt bei Tiſche; hat er geſtohlen, kneift er ängſtlih den Schwanz ein; frißt gierig. Zu Hauſe Herr unter den Seinigen; Feind der Bettler, greift ungereizt Unbekannte an. Mit Leen heilt er Wunden, Gicht und Krebs. Heult zur Muſik, beißt in einen vorgeworfenen Stein; bei nahem Gewitter unwohl und übelriehend. Hat ſeine Not mit dem Bandwurm; Verbreitung der Tollwut. Wird zuleßt blind und benagt ſich ſelbſt. Der amerikaniſche vergißt das Bellen. Die Mohammedaner verabſcheuen ihn; Opfer der Zergliederer für Blutumlauf 2c.“

Vir haben dieſe Beſchreibung bloß weiter auszuführen. Alle Haushunde kommen in der Lebensweiſe und in ihrem Betragen ſo ziemlih überein, ſolange nicht die Beeinfluſſung, welche ſie von den Sitten und Gewohnheiten des Menſchen notwendig mit erdulden müſſen, ihnen eine andere Lebensart vorſchreibt.

Die Hunde ſind ebenſowohl Tag- wie Nachttiere und für beide Zeiten gleich günſtig ausgerüſtet, au<h ebenſowohl bei Tage wie bei Naht munter und lebendig. Sie jagen, wenn ſie es dürfen, bei hellem Tage wie bei Naht und vereinigen ſih dazu gern in größeren