Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Haushunde: Alter. Krankheiten. Nolls Warnungen. 105

und Wälzen auf Teppichen und Gerätſchaften von dieſen auh auf den Menſchen gelangen oder dur Streicheln des Hundes direkt auf die Hand kommen, und oft iſt es beobachtet worden, daß bei Menſchen, beſonders bei Frauen und Kindern, ein kräßeartiger Ausſhlag zunächſt an den Händen durch die Grabmilbe des Hundes entſtanden iſt. Allerdings iſt derſelbe noh leiter als die Kräße dur geeignete Behandlung wieder zu entfernen.

„Etwas anderes als die eigentlihe Näude des Hundes iſt ein ebenfalls öfters vorkommender Aus\{lag, der dur eine Balgmilbe (Demodex folliculorum canis) hervorgerufen wird. Die Milbe, die noch kleiner als die vorige iſt, bohrt ſi in die Haarbälge und Talgdrüſen der Haut des Hundes ein und beginnt ihre Arbeit meiſt zuerſt am Kopfe, am Bauche und am Kreuze desſelben. Rote Fle>en auf der Haut erzeugen bald kleine Geſchwüre, der ganze Körper wird oft blutrünſtig und der Hund, dem das Kraßen und Scheuern keine Beruhigung gewährt, magert troß ſeiner Gefräßigkeit ſtark ab, einen widerlih ſüßen Geruch verbreitend. Die Balgmilbenräude wird mit dem ſie verurſahenden Tiere leiht auf die Haut des Menſchen übertragen und verurſacht einen ſtark ju>enden knotigen Ausſ<lag an Händen und Füßen. Doch ſcheinen die Milben niht auf der Haut eines jeden Menſchen zu gedeihen. Auch hier iſt Abhilfe niht allzuſhwer zu ſchaffen.

„Ein bei den Menſchen und beſonders bei unreinlichen Kindern vorkommender Hautausſ<lag iſt der Wabengrind, Erbgrind oder Favus. Wein- oder wachsgelbe Kruſten und Borken, getro>netem Brotteige niht unähnlich, bede>en die Haut und zwar meiſtens den Kopf, verbreiten widerlihen Geru< und erzeugen in den von ihnen befallenen Stellen \<wächeres oder ſtärkeres Jucken. Mikroſkopiſche Unterſuchungen haben ergeben, daß in der geröteten und netenden Haut unter den Borken zahlreiche ſhlauchartige Fäden eines Pilzes wuchern, die ſich in kugelige Keimkörner, Sporen (richtiger Konidien), abſ<hnüren, und dur zahlreiche Übertragungsverſuche iſt feſtgeſtellt, daß der Pilz ſi<h von Menſch zu Menſch übertragen läßt und ähnliche Hautausſhläge hervorbringt, ja daß er die alleinige Urſache des Favus iſt. Dieſelbe Krankheit kommt aber auh bei Hühnern, bei dem Hunde und Kanincen, bei Kagen und ſeltener auh bei dem Pſerde vor. Sie ſte>t von Tier zu Tier an und geht leiht von dieſen auh wieder auf den Menſchen über. Bei dem Hunde tritt ſie am häufigſten am Kopfe, am Bauche und auf der ‘Außenſeite der Hinterſchenkel auf. Sie überzieht aber leiht au< den ganzen Körper und verurſacht häufig dadurch, daß die Schläuche des Pilzes (A chorion schönleinii) in die Haarbälge eindringen und das Haar emporheben, bleibende Haarloſigkeit der befallenen Stellen.

„Ganz ähnlich, und vielleicht in entwielungsgeſchichtlihem Zuſammenhange mit dem Favus ſtehend, iſt eine andere Hautkrankheit, die haarzerſtörende Borkenflehte (Herpes tonsurans). Sie bildet zuerſt fleŒenweiſe zuſammenſtehende Bläschen, die eine rötliche Flüſſigkeit ausſcheiden; bald tritt dann an ihren Plag eine rundliche, oft wie ein ſilbernes Fünfmarkſtü> große, fahle, ſcharf abgegrenzte Stelle, die mit weißlihen Schuppen und umgefallenen Haaren bede>t iſt. Auch hier iſt ein Pilz (Trichophyton tonsurans), der aus Fäden, oft auh nur aus Keimkörnern (Konidien) beſteht, die alleinige Urſache der Krank heit, die zunächſt am Kopfe und Halſe des Hundes, beſonders aber auch des Rindes auftritt und von hier aus ſi über den Körper hinzieht. Bei dem Menſchen iſt das Übel auch vorfommend, und wie der Favus läßt es ſih von Menſch auf Tier und umgekehrt übertragen. Zſt es doh in der Schweiz 1840 vorgekommen, daß in einem Dorfe der größte Teil der Bewohner von der Borkenflechte befallen wurde, angeſte>t von ihren flehtenkranken Rindern. Auch der Hund trägt ſeinen Teil zur Verbreitung dieſer Krankheit bei.

„Sind die genannten Krankheiten der Haut auh niht lebensgefährlih, ſo ſind ſie doh unangenehm und den Verkehr mit anderen Menſchen ſtörend. Soweit ſie von dem Hunde herrühren (und die beiden erſten Arten der Näude werden nur von dieſem auf den