Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

106 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Menſchen übertragen), kann man ihr Auftreten verhüten, wenn man für die nötige Reinlichkeit des Hundes ſorgt. Wie wenigen Leuten aber fällt es ein, ihren Liebling einer wöchentlichen Waſchung mit Seife und lauem Waſſer zu unterwerfen oder genau den Zuſtand ſeiner Haut zu beobachten. Ft ein Übel ſtark vorgeſchritten, dann thut man wohl Schritte zu ſeiner Beſeitigung, aber dann iſt die Anſteung der Menſchen um ihn her in der Regel bereits erfolgt, denn wenn die Krankheit in den erſten Anfängen iſt und no< nicht bemerkt wird, kann ja gerade dur< Streicheln des Hundes, Aufnehmen desſelben auf den Schoß oder gar in das Bett ſowie durch die Tücher und Deen, auf denen Bello {läft/ eine Übertragung der Paraſiten erfolgen. Aus obigem geht aber auh hervor, daß man Dienern, die an Ausſ<hlägen genannter Art leiden, niht die Pflege und Führung der Hunde überlaſſen ſoll, da mittelbar über den Hund hinweg ihr Leiden wieder auf andere Men{hen kommen kann.“

Viel gefährlicher als dieſe äußeren Shmaroßer ſind die inneren, beſonders die Bandwürmer, an denen namentli< auch die Jagdhunde leiden. Man kennt fünf Arten von Bandwürmern, deren Wirt der Hund iſt. Um ſie zu vertreiben, wird ein Abſud der abeſſiniſchen Kuſſoblüte empfohlen, auch ſollen Hagebutten, die man ſamt den darin befindlichen Körnern und Härchen dem Hunde in das Freſſen gibt, günſtig wirken. „Von den fünf in dem Darme des Hundes lebenden Bandwürmern,“ fährt Noll fort, „iſt für den Menſchen der geſährlichſte der Echinokokfkus. Von den fünf Bandwürmern iſt er der kleinſte, denn er wird höchſtens 4 mm lang und beſteht außer dem Köpfchen aus drei Gliedern, von denen das leßte etwa 500 Eier in ſi< ausbildet und nach deren Reife ſi< vom Wurmkörpexr lo3(öſt, um mit wurmförmigen Bewegungen den Darm des Hundes zu verlaſſen und in das Freie zu gelangen. Dies abgetrennte Glied iſt weißlih von Farbe, kaum 2 mm lang, 1 mm breit und wird wegen ſeiner geringen Größe nur ſelten bemerkt. Bedenken wir, daß ein Echinokoffusbandwurm während ſeines Lebens etwa ein Dußend Glieder abſtoßen kann, jedes mit ungefähr 350 Eiern im Mittel, ſo liefert ein ſol<hes Würmchen ſhon 4—5000 Keime zu jungen Bandwürmern. Und wenn wir nun hören, daß in dem Darme eines einzigen Hundes Hunderte, ja Tauſende der Bandwürmchen vorkommen können, ſo ſehen wir ein, welche Maſſe von Gliedern und Eiern fortwährend von einem Hunde abgeſeßt werden müſſen. Doch iſt zu bemerken, daß nicht alle Hunde ecinokokfuskrank ſind, vielmehr kommt dieſe Krankheit häufiger nur in gewiſſen Gegenden vor, obgleich ſie ſporadiſ<h überall da ſih zeigt, wo Hunde gehalten werden, und ſo leider au< bei uns.

„„Das den Hund verlaſſende und mit reifen Eiern gefüllte Bandwurmglied muß, damit ſih ſeine Eier entwi>eln können, in den Magen eines anderen Geſchöpfes gelangen, das man als Zwiſchenwirt bezeihnet. Als ſolchen kennen wir für den Echhinokotkus das Schwein, das Rind und den Menſchen. Und leider iſt die Gefahr, daß ein Bandwurmglied von einem Menſchen verſhlu>t wird, gar nicht ſo gering. Wie wird der kleine Shoßhund auf den Armen gehätſchelt, wie liegt er ſtundenlang auf dem Schoße ſeiner Herrin oder wird von Kindern mit in das Bett genommen, wie darf der Hund Hände und Geſicht ſeines Herrn bele>en und wie wird ex ſogar gelehrt, „Küßchen“ zu geben. Und wie leicht klebt er ſih ein ſol< unbemerkbares Glied ſeines Bandwurmes durch Beknuppern und Bele>en ſeines eigenen Körpers an die Schnauze und überträgt es auf ſeinen Herrn, der es, ohne zu ahnen, in den Mund bekommt. Wie kann unbemerkt von dem im Schoße ſeiner Herrin ruhenden Hündchen ein Bandwurmglied abgehen und von dem Kleide an die Hände oder das Vrot der Dame, die es unbeſorgt auf denſelben Plas legt, wo vorher ihr gut gepflegter Liebling geſeſſen, übergehen und verſhlu>t werden. Das in den Magen gekommene Glied löſt ſich daſelbſt auf, die Eier entwickeln ſich zu ebenſo vielen kleinen Embryonen, und dieſe dur{bohren bald mit ſe<s kleinen Borſten den Darm ihres Wirtes, um in deſſen Körper