Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

2 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

in wahrhaft rührender Weiſe; Plutarch rühmt Melampithos, den Hund des Handelsmannes von Korinth, welcher ſeinem Herrn dur< das Meer nahſhwamm; der treue Phileros iſt dur griechiſhe Grabſchriften verewigt worden; in römiſchen Schriften wird des Hundes eines Verurteilten gedacht, welcher dem in den Tiber geworfenen Leichnam ſeines Herrn unter traurigem Geheul {<wimmend nachfolgte; Soter, der einzige überlebende von den hündiſhen Wächtern, welche Korinth verteidigten, empfing auf Koſten des Staates ein ſilbernes Halsband mit den darauf geſtochenen Worten: „Korinths Verteidiger und Erretter“. Plinius ſtellt die Rüden ſehr ho<h und erzählt viel Merkwürdiges von ihnen. Wir erfahren z. B., daß die Kolophonier wegen ihrer beſtändigen Kriege große Hundeherden unterhielten, daß die Hunde immer zuerſt angriffen und in keiner Schlacht ihre Dienſte verſagten. Als Alexander der Große na<h Fndien zog, hatte ihm der König von Albanien einen Hund von ungeheuerer Größe geſchenkt, welcher Alexander ſehr wohl gefiel. Er ließ deshalb Bären, Wildſchweine und dergleichen Tiere gegen ihn; aber der Hund lag ſto>till und wollte niht aufſtehen. Alexander glaubte, daß er faul wäre, und ließ ihn umbringen. Als ſolches der albaneſiſhe König erfuhr, ſchi>te er no< einen zweiten Hund gleicher Art und ließ ſagen, Alexander ſolle niht ſ<hwache Tiere gegen die Dogge \chi>en, ſondern Löwen und Elefanten, er, der König, habe nur zwei ſolcher Hunde gehabt ; ließe Alexander dieſen umbringen, ſo habe er niht einen gleichen. Alexander der Große ließ ihn alſo- auf einen Löwen, dann auf einen Elefanten; der Hund aber erlegte beide. Juſtinus berichtet, daß die Könige Habis und Cyrus in der Jugend von Hunden ernährt worden ſeien. Gar nicht zu zählen ſind die Schriftſteller, welche die Treue des Hundes rühmen. Die Spartaner opferten dem Gotte des Krieges au< einen Hund; junge, ſäugende Hunde durften von dem Opferfleiſche freſſen. Die Griechen errihteten ihnen Bildſäulen; demungeachtet war bei ihnen das Wort Hund ein Schimpfwort. Die alten Ägypter gebrauchten die Hunde zur Jagd und hielten ſie, wie man aus den Abbildungen auf Denkmälern ſehen kann, ſehr hoh. Bei den Juden hingegen war der Hund verachtet, was viele Stellen aus der Bibel beweiſen; und heutigestags iſt dies bei den Arabern kaum anders. Hoch geehrt war der Hund bei den alten Deutſchen. Als die Cimbern im Fahre 108 v. Chr. von den Römern beſiegt worden waren, mußten leßtere erſt noh einen harten Kampf mit den Hunden beſtehen, welche das Gepä>k bewachten. Bei den alten Deutſchen galt ein Leithund 182, ein Pferd dagegen nur 6 Schilling. Wer bei den alten Burgundern einen Leithund oder ein Windſpiel ſtahl, mußte öffentlih dem Hunde den Hintern küſſen oder 7 Schilling zahlen. Die Kanariſchen Fnſeln haben, wie Plinius berichtet, ihren Namen von den Hunden erhalten. Jn Peru wurde, nah Humboldt, der Hund bei einer Mondfinſternis ſo lange geſhlagen, bis die Finſternis vorüber war.

Ergößlich iſt es, was die alten Schriftſteller noh alles von der Benußung des Hundes zu Arzneizwe>en aufgeführt haben. Der ganze Hund war eigentlich nur ein Arzneimittel. Namentlich Plinius iſt unermüdli<h in Aufzählung der verſchiedenen Heilkräfte des Hundes, außer ihm leiſten Sextus, Hippokrates, Galen, Faventius, Marcellus, Bontius; Aeskulap und Amatos jedo<h auh das Jhrige. Ein lebender Hund, bei Bruſtſhmerzen aufgelegt, thut vortrefflihe Dienſte; wird er aufgeſchnitten und einer ſ<hwermütigen Frau auf den Kopf gebunden, ſo befreit er ſie von ihrem Leiden. Nach Sextus heilt er ſogar Milzkrankheiten. Mit allerlei Gewürz geko<ht und gegeſſen, dient er als Mittel gegen fal= lende Sucht; doh muß es dann ein ſäugender Hund ſein, welcher mit Wein und Myrrhen zubereitet wurde. Ein junger Jagdhund hilft gegen Leberkrankheiten. Wird eine Frau, welche früher {hon Kinder geboren hatte, unfruchtbar, dann befreit ſie gekohtes Hundefleiſch, welches ſie in reihliher Menge genießt, von ihrer Shwäche. Sehniges Fleiſch dagegen iſt ein Vorkehrmittel gegen Hundebiß. Die Aſche eines zu Pulver gebrannten Hundes