Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Haushunde. Windhund. 113

dient gegen Augenleiden, und werden mit ihr die Augenbrauen geſtrichen, ſo erhalten ſie die ſchönſte Shwärze. Eingeſalzenes Fleiſch von tollen Hunden gibt ein Mittel gegen die Hundswut. Die Aſche vom Schädel eines geſunden Hundes vertreibt alles wilde Fleiſch, heilt den Krebs, ſhüßt gegen Maſſerſcheu, mildert, wenn man ſie mit Waſſer zu ſi< nimmt, Seitenſtehen und Geſchwülſte aller Art 2c.; die Aſche von dem Schädel eines tollen Hundes iſt gut gegen Gelbſucht und Zahnſhmerz. Das Hundeblut wird vielfach angewandt. Gegen die Kräße iſ es vortrefflich, den Pferden vertreibt es das Keuchen; wird es in reihlicher Menge getrunken, ſo iſt es ein Gegengift, welches für alles brauchbar iſt; wird ein Haus damit angeſtrichen, ſo ſhüßt es gegen die verſchiedenſten Krankheiten. Das Hundefett wird benußt, um Muttermale und Geſichtsblüten zu vertreiben, unfruchtbare Weiber fruchtbar zu machen: dazu muß aber der ganze Hund gekocht und das Fett oben von der Brühe abgeſhöpft werden; gegen Lähmung wird es zu einer Salbe verwandt: doh darf es dann bloß von jungen Hunden herrühren; mit Wermut verſeßt heilt es die Taubheit. Hundegehirn auf Leinwand geſtrichen leiſtet bei Beinbrüchen gute Dienſte, hilft aber auh für Blödigkeit der Augen. Hundemark vertreibt Überbeine und Geſhwülſte. Die Milz iſt gegen Milzbrand und Milzſchmerzen vortrefflich; am beſten wirkt ſie, wenn ſie aus einem lebenden Hunde ausgeſhnitten worden iſt. Die rohe Leber wird gegen die Wutkrankheit empfohlen; doh muß ſie ſtets von einem Hunde von demſelben Geſchle<hte genommen werden, welches der Beißende hatte. Gegen dieſelbe Krankheit brauchte man au< Würmer aus dem Aaſe eines tollen Hundes. Das Leder wird angewandt gegen ſ{weißige Füße; ein dreifaches Halsband davon ſhüßt gegen Bräune; ein Gurt von Hundeleder vertreibt das Leibſchneiden. Das Haar des Hundes, in ein Tuch gewi>elt und auf die Stirn gebunden, lindert Kopſſchmerzen, ſhüßt au<h gegen Waſſerſheu und heilt dieſe, wenn es auf die Wunde gelegt wird, welche ein toller Hund verurſachte. Die Galle mit Honig verſetzt iſt eine Augenſalbe, hilft ebenſo gegen Flechten, und wenn ſie mit einer Feder anſtatt mit der Hand aufgeſtrihen wird, gegen die Fußgicht.

Getrunkene Hundemilh wirkt ebenfalls heilkräftig; mit Salpeter verſebt hilft ſie gegen den Ausſaß; mit Aſche vermiſcht erzeugt ſie Haarwuchs oder befördert ſchwere Geburten. Dex Harn von jungen Hunden iſt, wenn er gereinigt worden, ein Mittel, überflüſſigen Haarwuchs zu vertreiben. Mit den Zähnen reibt man kleinen Kindern die Kinnlade und erleichtert dadur< das Zahnen. Wirft man den linken Oberreißzahn ins Feuer, ſo vergehen die Zahnſhmerzen, ſobald der Rauh vergangen iſt; wird der Zahn zu Pulver gerieben und mit Honig verſeßt, ſo bildet dieſe Miſchung ein Mittel gegen dieſ elben Schmerzen. Der Kot gibt vortreffliche Pflaſter gegen Geſchwüre; er kann ſogar gegen die Bräune, die Ruhr benußt werden — doc wer wollte das alles noh zuſammenzählen ! Noch heutigestags ſind manche dieſer Mittel namentlih bei den Landleuten in Gebrauch.

Ungeachtet der Anerkennung aller Dienſte, welche die Hunde uns leiſten, und der Dankbarkeit, welche wir ihnen ſchulden, kann ih mih niht entſchließen, auf die faſt zahlloſen Naſſen ausführlich einzugehen, werde vielmehr nur die wichtigſten in den Kreis unſerer Betrachtung ziehen. Die Kunde der Raſſen liegt außer dem Plane des vorliegenden Werkes, iſt auh noch viel zu wenig geklärt, als daß man das Ergebnis begründeter Forſchungen an die Stelle von Mutmaßungen ſetzen könnte. Jh gebe daher nur einen Überbli der wichtigſten Formen und enthalte mich aller Deutelei über deren Entſtehung und Entwickelung.

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Die Merkmale der Windhunde (Canis familiaris grajus, C. f. leporarius) liegen in dem äußerſt \ſ<lanken, zierlichen, an der Bruſt geweiteten, in den Weichen eingezogenen Leibe, dem ſpißigen, fein gebauten Kopfe, den dünnen, hohen Gliedmaßen und dem in der

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. Il. 8