Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

118 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Jagd, und dieſe wax, dank dem Eifer und Geſchi> der Hunde, für die Männer eine verhältni8mäßig leite. An einem Buſchwald angekommen, bildete man einen weiten Keſſel und ließ die Hunde los. Dieſe drangen in das Jnnere des Dickichts ein und fingen faſt alles jagdbare Wild, welches ſih dort befand. Man brachte mir Trappen, Perlhühner, Frankoline, ja ſogar Wüſtenhühner, welche von den Hunden gefangen worden waren. Mehr brauche ih wohl nicht zu ſagen, um die Gewandtheit dieſer vortrefflichen Tiere zu beweiſen. Eine Antilope entkam ihnen nie, weil ſi< jedesmal ihrer 4 oder 6 vereinigten, um ſie zu verfolgen. Die gewöhnliche Jagdbeute beſtand aus Antilopen, Haſen und Hühnern, do< wurden au< andere Tiere von den Hunden erbeutet, z. B. Wildhunde, Steppenfüchſe und ſonſtige Raubtiere; auch verſicherte man mix, daß ein Leopard, ein Gepard oder eine Hyäne den Windhunden jedesmal erliegen müſſe.

Dieſe Hunde ſind der Stolz der Steppenbewohner und werden deshalb au< mit einer gewiſſen Eiferſucht betrachtet. Bei den feſtwohnenden Arabern der Nilniederung findet man ſie niht, und nur ſelten kommt ein Steppenbewohner mit einigen ſeiner Lieblingstiere bis zum Nile herab, verliert au< bei ſolchen Gelegenheiten gewöhnli<h einen ſeiner Hunde und zwar dur die Krokodile. Die am Nile und ſeinen Armen geborenen und dort aufgewachſenen Hunde hingegen werden von den Krokodilen ſehr ſelten überraſht. Sie nahen ſi<h, wenn ſie trinken wollen, dem Strome mit der allerverſtändigſten Vorſicht und tappen nie blindlings zu, wie die der Verhältniſſe unkundigen Steppenhunde. Ein Nilhund, um dies kurz zu beſchreiben, kommt mißtrauiſh zum Flußufer, beobachtet das Waſſer von dort genau, ſchreitet bedahtſam näher bis zu deſſen Rand heran, heftet die Augen feſt auf das trügeriſhe Element und trinkt in Abſäßzen, bei der geringſten Bewegung der Wellen ſi eilig zurü>ziehend; der Steppenhund dagegen denkt gar niht daran, daß im Waſſer etwas verborgen ſein könne, ſpringt unbeſorgt in den Strom, um ſih au< Bruſt und Leib zu kühlen, und fällt jo den Krokodilen häufig zum Opfer. Ob dies eine der Haupturſachen iſt, daß man unmittelbar am Nile ſelbſt keine Windhunde hält, oder ob. noh andere Umſtände mitwirken, weiß ih niht zu ſagen.

Über die Windhunde des weſtlichen Teiles der Wüſte mag uns General Daumas belehren: „Jn der Sahara wie in allen übrigen Ländern der Araber iſt der Hund niht mehr als ein vernahläſſigter, beſ<hwerliher Diener, welhen man von ſich ſtößt, wie groß auh die Nüglichkeit ſeines Amtes ſei, gleichviel ob er die Wohnung bewachen oder das Vieh hüten muß; nur der Windhund allein genießt die Zuneigung, die Achtung, die Zärtlichkeit ſeines Herrn. Der Reiche ſowohl wie der Arme betrachten ihn als den unzertrennlichen Genoſſen aller ritterlihen Vergnügungen, welche die Beduinen mit ſo großer Freude üben. Man hütet dieſen Hund wie ſeinen eigenen Augapfel, gibt ihm ſein beſonderes Futter, läßt ihn ſozuſagen mit ſih aus einer Schüſſel ſpeiſen und ſieht mit großer Sorgfalt auf die Reinhaltung der Raſſen. Ein Mann der Sahara zieht gern etliche Tagereiſen weit, um für eine edle Hündin einen paſſenden edlen Hund zu finden! Geſchieht es, daß eine Windhündin ſi mit einem anderen Hunde einläßt und trächtig wird, ſo töten die Araber ihr die Fungen im Leibe, ſobald ſie ſi< einigermaßen entwi>elt haben. Und nicht allein ihre Kinder verliert ſol< eine ungeratene Hündin, ſondern unter Umſtänden auch das eigene Leben. Fhr Beſitzer läßt ſie ohne Gnade umbringen: „Wie“, ruft er aus, „du, eine Hündin von Erziehung, eine Hündin von edler Geburt, wirfſt dih weg und läßt dih mit dem Pöbel ein? Es iſt eine Gemeinheit ohnegleichen; ſtirb mit deinem Verbrechen !“

„Wenn eine Windhündin Funge geworfen hat, verlieren die Araber keinen Augenbli>, um dieſe Jungen gehörig zu beobachten und ſie zu liebkoſen. Nicht ſelten kommen die Frauen herbei und laſſen ſie an ihren eigenen Brüſten trinken. Je größeren Ruf die Hündin hat, um ſo mehr Beſuche empfängt ſie während ihres Wochenbettes, und alle bringen ihr