Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Steppenwindhund: Jagdmeuten. Daumas" Schilderung. 119

Geſchenke, die einen Milch, die anderen Mehlbrei. Kein Verſprechen, keine Schmeichelei gibt es, welche niht angewandt würde, um ein junges, edles Hündchen zu erlangen. „Fh bin dein Freund, mein Bruder, thue mir den Gefallen und gib mir, um was ich dich bitte; ih will di gern begleiten, wenn du zur Jagd hinausgehſt; ih will dir dienen und dir alle Freundlichkeiten erzeigen.“ Auf alle dieſe Bitten antwortet der Herr der Hündin, dem ſolche Bitten geſpendet werden, gewöhnlich, daß er noh nicht Gelegenheit gehabt habe, für ſih ſelbſt den ihm anſtehenden Hund des Gewölfes auszuſuchen, und unter 7 Tagen gar nichts ſagen könne. Solche Zurückhaltung hat ihren Grund in einer Beobachtung, welche die Araber gemaht haben wollen. Fn dem Gewölfe der Windhündin gibt es immer ein Hündchen, wel{es auf allen übrigen liegt, ſei es zufällig oder infolge ſeiner eigenen Anſtrengungen. Um fich nun vollends der Güte dieſes Tieres zu verſichern, nimmt man es von ſeinem Plate weg und beobachtet, ob es ſi dieſen in den erſten 7 Tagen wiederholt erobert. Geſchieht dies, ſo hat der Beſißer die größten Hoffnungen, einen vorzüglichen Hund in ihm zu erhalten, und es würde vergeblich ſein, ihm den beſten Negerſklaven als Tauſchmittel zu bieten: er verkauft den Hund ſiherlih niht. Eine andere Anſicht läßt diejenigen Hunde als die ‘beſten erſcheinen, welche zuerſt, zu dritt und zu fünft geboren werden. Mit dem 40. Tage werden die jungen Windhunde entwöhnt; demungeactet erhalten ſie aber no< Ziegen- oder Kamelmil<h, ſoviel ſie mögen, und dazu Datteln und Mehlbrei. Nicht ſelten ſieht man Araber, welche für die jungen, der Mutter entwöhnten Hunde milchreiche Ziegen feſthalten, damit die hochgeahteten Tiere an denſelben ſaugen können.

„Zſt der Windhund 3 oder 4 Monate alt geworden, ſo beginnt man, ſi mit ſeiner Erziehung zu beſchäftigen. Die Knaben laſſen vor ihm Spring- und Rennmäuſe laufen und heßen den jungen Fänger auf diefes Wild. Es dauert niht lange, ſo zeigt das edle Tier bereits rege Luſt an ſolcher Jagd, und nah wenigen Wochen iſt es ſchon ſo weit gekommen, daß es auch auf andere, größere Nager verwendet werden fann. Jm Alter von 5 und 6 Monaten beginnt man bereits mit der Jagd des Haſen, welche ungleich größere Schwierigkeit verurſaht. Die Diener gehen zu Fuß, den jungen Windhund an der Hand führend, nah einem vorher ausgefundſchafteten Haſenlager, ſtoßen den Schläfer auf, feuern den Hund dur einen leiſen Zuruf zur Verfolgung an und fahren mit dieſem Geſchäfte fort, bis der Windhund Haſen zu fangen gelernt hat. Von dieſen ſteigt man zu jungen Gazellen auf. Man nähert ſi ihnen mit aller Vorſicht, wenn ſie zur Seite ihrer Mütter ruhen, ruft die Aufmerkſamkeit der Hunde wach, begeiſtert ſie, bis ſie ungeduldig werden, und läßt ſie dann los. Nach einigen Übungen betreibt der Windhund auch ohne beſondere Aufmunterung die Jagd leidenſchaftlich.

„Unter ſol<hen Übungen iſt das edle Tier 1 Fahr alt geworden und hat beinahe ſeine ganze Stärke erreicht. Demungeachtet wird der Slugui noch nicht zur Jagd verwandt, höchſtens, nachdem er 15 oder 16 Monate alt geworden iſt, gebraucht man ihn wie die übrigen. Aber von dieſem Augenblicke an mutet man ihm auch faſt das Unmögliche zu, und er führt das Unmögliche aus. Wenn jetzt dieſer Hund ein Rudel von 30 oder 40 Antilopen exrbli>t, zittert er vor Auſregung und Vergnügen und ſchaut bittend ſeinen Herrn an. Dieſer nimmt ſeinen S<hlau<h herab und befeuchtet ihm Rüden, Bauch und Geſchlechtsteile, überzeugt, daß der Hund hierdur<h mehr geſtärkt werde als durch alles übrige. Endlich ſieht ſich der Windhund frei, jauchzt vor Vergnügen auf und wirft ſih wie ein Pfeil auf ſeine Beute, immer das ſchönſte und ſtattlichſte Stück des Rudels ſich auswählend. Sobald er eine Gazelle oder andere Antilope gefangen hat, erhält er augenbli>lih ſein Weidrecht, das Fleiſch an den Rippen nämlih, — Eingeweide würde er mit Verachtung liegen laſſen.

„Der Windhund iſt klug und beſigt ſehr viel Eitelkeit. Wenn man ihm vor der Jagd eine ſchöne Antilope zeigt, er aber niht im ſtande iſt, dieſe zu bekommen, ſondern dafür