Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

154 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Nähe ein 8—9monatliher Winter herrſ<ht. Dort fallen bloß im Sommer große Schneefloœen, im Winter dagegen tro>ene, kleine, zerreiblihe Eisfriſtalle, die ſo ſein ſind, daß der Wind ſie dur jede Thür- und Fenſterfuge zu treiben vermag. Dieſe häuft der Wind oft, beſonders in der Nähe des Hoſpizes, zu 30—40 Fuß hohen, lo>eren Shneewänden an, welche alle Pfade und Schlünde bede>en und beim geringſten Anſtoße in die Tiefe ſtürzen.

„Die Reiſe über dieſen alten Gebirgspaß iſ nur im Sommer bei ganz klarem Wetter gefahrlos, bei ſtürmiſchen Wetter dagegen und im Winter, wo die vielen Spalten und Klüfte

Bernhardinerhund (Canis familiaris extrarius st. bernhardi). ho natürl. Größe. vom Schnee verde>t ſind, dem fremden Wanderer ebenſo müh- wie gefahrvoll. Alljährlih fordert der Berg eine kleine Anzahl von Opfern. Bald fällt der Pilger in eine Spalte, bald begräbt ihn ein Lawinenbruch, bald umhüllt ihn der Nebel, daß er den Pfad verliert und in der Wildnis vor Hunger und Ermüdung umkommt, bald überraſcht ihn der Schlaf, aus dem ex niht wieder erwacht. Ohne die e<t chriſtliche und aufopfernde Thätigkeit der edlen Mönche wäre der Bernhardspaß nur wenige Wochen oder Monate des Jahres gangbar. Seit dem 8. Jahrhundert widmen ſie ſi< der frommen Pflege und Errettung der Reiſenden. Die Bewirtung der lebteren geſchieht unentgeltlich. Feſte, ſteinerne Gebäude, in denen das Feuer des Herdes nie erlöſt, können im Notfalle ein paar hundert Menſchen beherbergen. Das Eigentümlichſte iſt aber der ſtets gehandhabte Sicherheitsdienſt, den die weltberühmten Hunde weſentli unterſtüßen. Jeden Tag gehen zwei Knechte des Kloſters über die gefährlichſten Stellen des Paſſes: einer von der tiefſten Sennerei des Kloſters hinauf