Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Haushunde. Schäferhund. 163

Weiſe, und gleihwohl bleibt ſih ſeine Treue und ſein Dienſteifer überall gleich. Er lernt alle ſeine Fertigkeiten von ſelbſt, ohne ſeinem Herrn beſondere Mühe zu machen, und zeigt dabei Geduld, Ausdauer ſowie Luſt an ſeinen eigenen Fortſchritten.

Von allen dieſen Hunden verdient der eigentlihe Schäferhund (Canis familiaris domesticus pecuarius) beſonders erwähnt zu werden. Er zeihnet ſi<h vor anderen Haushunden dadur<h aus, daß nur die Spizen ſeiner Ohren überhängen, iſt auh in der Regel ſchlank gebaut, dürrleibig, hochbeinig und ſehnig wie ein Wolf, dem er an Größe freilih bedeutend nachſteht. Dex längliche Kopf mit der ſpißen Schnauze, die mageren, geraden

Schäferhund (Canis familiaris domesticus pecuarins). ao natürl. Größe.

Beine, die mittellange Rute, welche etwas eingezogen zu werden pflegt, das dichte, krauſe, manchmal zottige Fell von graubräunlicher Färbung ſind anderweitige Kennzeichen, welche zur Vervollſtändigung des Bildes dienen mögen.

„Wenn irgend eine Hunderaſſe“ ſagt Adolf Müller treſſend und wahr, „ein Verdienſt um die Menſchheit ſi< erworben, alſo ein Anrecht auf das Gefühl der Anerkennung und Liebe hat, ſo iſt es der kluge, treue, wahſame und nimmermüde Schäferhund, der Hund, von welchem Buffon niht mit Unrecht das beredte Wort geſprochen, daß er der wahre, unverfälſchte Hund ſei, welcher als der Stamm und das Muſter des ganzen Geſchle<ts betrachtet werden müſſe. Jede Hunderaſſe verliert bei aller Beharrlichkeit ihrer Natur unter verſchiedenen Himmelsſtrichen mehr oder weniger von ihrer körperlichen und geiſtigen Eigenartigkeit: der treue Leiter und Beſchüßer der Herden iſt ſih überall in den bedeutſam-

ſten Zügen ſeines Leibes und Geiſtes gleichgeblieben. Soviel auh Laune und Unkenntnis 11*