Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

176 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

er ſih dieſe Baue niht ſelbſt, ſondern bezieht alte, verlaſſene Dachsbaue oder teilt ſie mit Grimbart, troß deſſen Abneigung, mit anderen Tieren Geſelligkeit zu pflegen. Alle größeren Fuchsbaue ſind urſprüngli<h vom Dachſe angelegt worden. Falls der Fuchs es haben kann, gräbt er den Bau an Berggehängen, ſo daß die Röhren aufwärts führen, ohne zu fla< unter den Boden zu kommen. Fn ganz ebenen Gegenden liegt der Keſſel oft dicht unter der Oberfläche. Zur Herbſt- und Winterszeit bezieht er, namentli<h in ebenen Gegenden, gern zuſammengefahrene Reiſig- und Steinhaufen, und unter Umſtänden muß auch eine alte Kopfweide, ſogar eine bloße Vertiefung im dichten Geſtrüpp als Wohnung und Wochenzimmer dienen. Bei Platzregen, Sturm, kalter Witterung und während der PaarungZzeit, au< im Sommer während der größten Hite, oder ſolange die Füchſin kleine Funge hat, findet man unſeren Buſ<hklepper regelmäßig in ſeinem Baue; bei günſtiger Witterung aber dur<hwandert er ſein Gebiet und ruht da aus, wo ſi<h gerade ein paſſendes Pläßchen findet. Fn waldarmen Ebenen, beiſpielsweiſe in dem Fruchtlande Unterägyptens, graben ſi die Füchſe nur für ihr Gewölfe wirklihe Baue, während die alten unter dem milden Himmel des Landes jahraus jahrein im Freien leben.

Der Fuchs zieht, um zu rauben, die Nacht dem Tage vor, jagt jedo< auch recht gern angeſichts der Sonne an ſtillen Drten. Jn den langen Tagen der Sommermonate zieht er an gede>ten Stellen ſeines Gebietes oft mehrere Stunden vor Sonnenuntergang mit ſeinen Fungen auf Raub aus, und bei anhaltender Kälte und tiefem Schnee ſcheint er nur in den Morgenſtunden zu ruhen; denn ſchon von 10 Uhr vormittags an ſieht man ihn in den Feldern umherſtreihen. Wie der Hund hält er die Wärme ſehr hoh. Bei ſ{hönem Wetter legt er ſi< auf einen alten Baumſtamm oder Stein, um ſih zu ſonnen, und verträumt in behagli{hſter Gemütsruhe manches Stündchen. Da, wo er ſih ſicher fühlt, überläßt er ſich auh an wenig oder niht gede>ten Stellen ziemlih ſorglos dem Stlafe, ſhnarcht laut wie ein Hund und ſ<hläft ſo tief, daß es bisweilen ſelbſt dem dur< einen Élugen Hund aufmerkſam gemachten Jäger gelingt, ihn in ſolcher Lage zu überraſchen und zu beobachten. Mit Einbruch der Dämmerung oder ſchon in den Nahmittagsſtunden beginnt er einen ſeiner S{hleih- und Raubzüge. Äußerſt vorſichtig ſtrolht er langſam dahin, äugt und windet von Zeit zu Zeit, ſut ſih beſtändig zu de>en und wählt deshalb immer die günſtigſten Stellen zwiſchen Geſtrüpp, Steinen, hohen Gräſern und dergleichen zu ſeinen Wegen, Päſſen oder Wechſeln. Solange es irgend angeht, hält er das Di>kicht, und wenn er dieſes verlaſſen muß, geſchieht es ſicher nur da, wo einzelne Büſche und ähnliche De>ungsmittel ihm nach einer anderen ebenſo günſtigen Stelle des Waldes gleichſam eine Brücke ſchlagen. Daher kennen erfahrene Jäger die Fuchspäſſe ſehr genau und können mit ziemlicher Sicherheit im voraus beſtimmen, wel<hen Wechſel Reineke unter den gerade obwaltenden Umſtänden annehmen wird.

Seine Jagd gilt allem Getier von dem jungen Reh an bis zum Käfer herab, vorzüglih aber den Mäuſen, welche wohl den Hauptteil ſeiner Mahlzeiten bilden. Er ſchont weder jung noch alt, verfolgt die Haſen und Kaninchen aufs eifrigſte und beſchleicht ſogar ein Reh- oder Hirſchkälbchen. Er plündert nicht allein die Neſter aller auf dem Boden brütenden Vögel, indem er Eier und Junge verzehrt, ſondern verſuht auch die flugbegabten, alten Vögel zu überliſten und kommt nicht ſelten zum Ziele. Er {hwimmt und watet durh Sumpf und Moor, um den auf dem Waſſer brütenden Vögeln beizukommen: es ſind Fälle bekannt, daß er brütende Shwäne erwürgt hat. Außerdem überfällt er die Herden des zahmen Geflügels und ſtiehlt fich zur Nachtzeit bis in die Höfe einzeln ſtehender Bauerngüter: wenn er ein gutes Verſte> beſizt, ſchleicht er dem Hausgeflügel ſelbſt bei hellem Tage nah. Schlimm wirtſchaftet die Füchſin, welche Junge hat. Dieſe vermag ſie mit Mäuſen nicht zu ſättigen und füttert ſie deshalb faſt ausſchließlih mit größerem Wilde. „Mein Jäger“, ſo ſchreibt