Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

184 Vierte Ordnung: Raubtiere; füfnte Familie: Hunde.

er an mit Fett geſ<hmierten Shuhen nagen oder ſi<h darauf wälzen konnte. Anfangs befand er ſi frei in einem eigens für ihn gebauten Stalle. Gab i< ihm da z. B. einen reht großen, biſſigen Hamſter, ſo kam er glei mit funkelnden Augen leiſe geſhlihen und legte ſi< lauernd nieder. Der Hamſter faucht, fletſht die Zähne und fährt grimmig auf ihn los. Er weicht aus, ſpringt mit den geſhmeidigſten Wendungen rings um den Hamſter herum oder ho< über ihn weg und zwi>t ihn bald mit den Pfoten, bald mit den Zähnen. Der Hamſter muß ſi< unaufhörlih nah ihm wenden und drehen und wirft ſi<h endlich, wie er das ſatt kriegt, auf den Rücken und ſucht mit Krallen und Zähnen zugleich zu fechten. Nun weiß aber der Fuchs, daß ſih der Hamſter auf dem Rücken nicht drehen kann; er geht daher in engem Kreiſe um ihn herum, zwingt ihn dadur< aufzuſtehen, pakt ihn, während er ſih wendet, beim Kragen und beißt ihn tot. Hat ſih ein Hamſter in einer Ede feſt: geſeßt, ſo iſt es dein Fuhſe unmöglich, ihm beizukommen; er weiß ihn aber doch zu kriegen, denn er ne>t ihn ſo lange, bis er vor Bosheit einen Sprung thut, und pa>t ihn im Augenblide wo er vom Sprunge niederfällt.

„Einſt, da mein Fuchs kaum die Hälfte ſeiner Größe erreiht hatte und noh nie ins Freie gekommen war, benußte ih die Gelegenheit, als bei einem Feſte wohl 80 Menſchen verſammelt waren, und ſetzte ihn zur Schau auf den 3 Fuß breiten Rand eines runden, leinen Teiches. Die ganze Geſellſchaft verſammelte ſi<h ſogleih rings um das den Teich umgebende Geländer, und der Fuchs {<li< nun, betroffen über den unbetannten Plaß und den Anbli> der vielen Menſchen, behutſam um den Teich herum, und während ex die Ohren bald anlegte, bald aufrichtete, bemerkte man in ſeinem kummervollen Blide deutlich die Spuren ernſten Nachdenkens über ſeine gefährlihe Lage. Er ſuchte, wo gerade niemand ſtand, Auswege dur< das Geländer, fand aber keinen. Dann fiel es ihm ein, daß er gewiß in der Mitte am ſicherſten ſein würde, und weil er niht wußte, daß man im Waſſer ſinkt, ſo that er vom Ufer, welches etwa 1 Fuß ho< wax, einen großen Saß nach der Mitte zu, erſ<hrak aber niht wenig, als er plößlih unterſank, ſuchte ſi< indes doh glei dur< Schwimmen ſo lange zu halten, bis ih ihn hervorzog, worauf er ſih den Pelz tüchtig ausſchüttelte. Einſtmals fand er Gelegenheit, bei Nacht und Nebel ſeinen Stall zu verlaſſen, ging in den Wald ſpazieren, gelangte am folgenden Tage nah Reinhardsbrunn, ließ ſi<h aber dort ganz gemütli<h von Leuten anlo>en, aufnehmen und zu mix zurü>bringen. Das zweite Mal, als er ohne Erlaubnis ſpazieren gegangen, traf er mi< zufällig im Walde wieder und ſprang voller Seligkeit an mir empor, ſo daß ih ihn aufnehmen konnte. Das dritte Mal ſuchte ih ihn in Begleitung von 16 Knaben in den Jbenhainer Berggärten. Als wix in Maſſe kamen, hatte er keine Luſt, ſih einfangen zu laſſen, ſaß mit bedenktliher Miene an einem Zaune und ſah uns mit Mißtrauen an. Jh ging ihm von untenher langſam entgegen, redete ihm freundlih zu; er ging ebenſo langſam rü>wärts bis zur oberen Ede des Zaunes, wo ih ihn zu erwiſchen hoffte. Dort hielt ih ihm die Hand entgegen, büte mi, ihn aufzunehmen, aber wupp! da ſprang er mit einem Sate über meinen Kopf hin, riß aus, blieb aber auf etwa 50 Schritt ſtehen und ſah mih an. FJeßt ſchi>te ich alle die Knaben in weitere Ferne, unterhandelte und hatte ihn bald auf dem Arme. Als ih ihm zum erſten Male ein Halsband umthat, machte er vor Ärger 3 Ellen hohe Sprünge, und als ih ihn nun gar anlegte, wimmerte, wand und krümmte er ſih ganz verzweiflung8voll, als wenn er das ſchre>li<hſte Bauchweh hätte, und wollte tagelang weder eſſen noch trinken. Als ih einmal einen re<t großen Kater in ſeinen Stall warf, war er wie raſend, faute, grunzte, ſträubte alle Haare, machte ungeheuere Sprünge und zeigte ſih feig. Gegen mih aber bewies er ſi< deſto tapferer; denn als i< einmal ſeine Geduld erſchöpft hatte, gab er mir einen Biß in die Hand, ih ihm eine Ohrfeige, er mir wieder einen Biß und ih ihm wieder eine Ohrfeige; beim dritten Viſſe pa>kte ih ihn am Halsbande und hieb ihn