Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Fus: Schade und Nuzen. Lebenszähigkeit. 187

mögliche Weiſe zu vernichten. Bei allen Fägern gilt es als erwieſen, daß der Fuchs eines der ſchädli<hſten Tiere des Erdenrunds ſei und deshalb mit Haut und Haar, Kind und Kindesfind vertilgt werden müſſe. Das ſonſt offfene Weidmannsgemüt ſchre>t vor feinem Mittel zurüd>, niht einmal vor dem gemeinſten und abſcheulihſten, wenn es ſi darum handelt, den Fuths zu vernihten. Vom Standpunkte eines Jägers aus, in deſſen Augen Wald und Fluxen einzig und allein des Wildes wegen da zu ſein ſcheinen, mag eine ſo unerbittliche, faſt unmenſhliche Verfolgung berechtigt erſcheinen, von jedem anderen Geſichtspunfte aus iſt ſie es niht. Denn Wald und Flux werden nicht der Rehe, Haſen, Auer-, Birk-, Haſel -, Rebhühner und Faſanen halber beſtellt und gepflegt, ſondern dienen ungleich wichtigeren Zweden. Demgemäß iſt es die Pflicht des Forſt- und Landwirtes, von beiden Gebieten nah Kräften alles fern zu halten, was ihren Ertrag ſhmälern oder ſie ſonſtwie ſchädigen kann. Nun wird niemand im Ernſte behaupten wollen, daß irgend eine der genannten Wildarten unſeren Fluren und Forſten Nugen bringen könnte: alle ohne Ausnahme zählen im Gegenteile zu den ſ<ädlihen Tieren. Man kann den von ihnen verurſachten Schaden überſehen und verzeihen, niht aber in Abrede ſtellen.

Beeinträchtigung des Wildſtandes iſt aber die geringſte Leiſtung Reinekes: unverhältnismäßig mehr macht er ſih verdient dur Vertilgung von Mäuſen. Sie, die überaus ſhädlichen Nager, bilden, wie bereits bemerkt, ſeine Hauptſpeiſe: er fängt nicht bloß ſo viele, wie er zu ſeiner Nahrung braucht, 20—380 Stü auf die Mahlzeit, ſondern beißt oftmals no< viele zu ſeinem Vergnügen tot und läßt ſie liegen. Hierdur< mat er ſich jedenfalls re<t nüßlih. J<h bin weit entfernt, ihn von den Sünden, welche er ſi zu ſchulden fommen läßt, freiſprechen zu wollen; denn ih weiß ſehr wohl, daß er kein hwäheres Geſchöpf verſchont, viele nüßliche Vögel frißt und deren Neſter plündert, in Geflügelſtällen wie ein Marder würgt und andere Schandthaten begeht: dies alles aber wird dur den von ihm geſtifteten Nußen doh wohl aufgewogen. Jm Jagdgehege wird er empfindlih ſ{hädlih, im Forſte und auf Flur und Feld bringt er mehr Nugen als Schaden; darum iſt es begreiflich, daß der Jäger ihn haßt und verfolgt, daß der nihtjagende Landwirt für ihn eintritt.

Naturgemäß gewährt die Jagd auf den Fuchs dem Weidmanne ein außerordentliches Vergnügen. Gewöhnlih wird Reineke bei der Treibjagd erlegt, oft ſchießt man ihn auf dem Anſtande, indem man ihn durh Nachahmung des Lautes eines jungen Haſen oder einer Maus reizt, oder exlegt ihn bei hellem Mondſchein vor der Schießhütte am Luderplage. Gelegentlich ſeiner winterlichen Raubzüge auf den verſchneiten Feldern gibt er Gelegenheit zu einer ungemein anziehenden Jagd. „Bekannt iſt“, bemerkt E. von Homeyer, „daß man mit Fuhrwerk ſo nahe an ihn herankommen kann, um mit Erfolg Windhunde auf ihn zu heben, weniger bekannt dagegen, daß er ſi<h vom Schlitten aus erlegen läßt. Man umfährt ihn zuerſt in weiten, ſodann in immer enger werdenden Kreiſen, und der ſchlaue Räuber legt ſi zuleßt platt auf den Boden und läßt ſi, in der Hoffnung, überſehen zu werden, bis auf gute Schußweite nahekommen. Ja ich habe es einmal exlebt, daß ein verwundeter Fuchs, welcher im beſten Laufe nah einer nahen Shonung war, zum zweiten Male von Schlitten umkreiſt, ſi< von neuem legte und ſo lange liegen blieb, bis das Gewehr geladen worden war und er getötet werden konnte.“ Hier und da wird wohl auch die Waldjagd auf den Fu<hs no< mit Stöberhunden betrieben, wobei man Treiber überhaupt nicht verwendet und die beſten Wechſel mit guten Schüßen beſetzt. Der dur einen Schuß verwundete Fuchs klagt ſelten; gelegentlich ſieht man ihn auffallende Thaten verrihten: Win>ell hatte mit der Kugel einem Fuhſe den Vorderlauf diht unterm Blatte entzweigeſchoſſen. Beim Ausreißen ſ{<lug ihm dieſer immer um den Kopf; darüber ärgerlich, fuhr er mit der Schnauze herum, biß den Lauf ſchnell ab und war nun ebenſo flüchtig, als fehle ihm nichts. Überhaupt beſizt der Fuchs eine überraſchende Lebenszähigkeit. Es ſind mehrere Beiſpiele