Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Fuchs: Jagd und Fang. Prellen. Pelzwerk. 189

vorhanden, haben die Engländer au< außerhalb ihres Heimatslandes, z. BV. ſogar in Fndien, die Fuhsheße mit verſchiedenem Erfolge eingeführt. Auch in Amerika betreibt man ſie und hier und dort auh auf dem europäiſchen Feſtlande. |

Osfkar von Loewis teilt folgende luſtige Geſchichte von einer Fuchsheße mit, die ihm vom Grafen Berg; Neffen und Erben des weiland Statthalters von Polen, erzählt worden iſt: „Als wir, d. h. meine beiden Brüder und ic, bei unſerem Onkel in dem ſhönen Schloſſe bei Warſchau im Herbſte 187 . lebten, heßten wir eines Tages mit unſerer prächtigen Meute einen Fus und nahmen ihn lebend auf den Saitel, da wir, ſhnell vom Pferde ſpringend, den Gefährdeten noh glü>lih vor den Fängen der atemloſen Hunde zu retten vermochten. Reineke wurde in einen Keller des Schloſſes eingeſperrt. Als wir am nächſten Tage beim Frühſtücke ſaßen, ſtürzte ein Diener ins Zimmer und meldete, daß der Fuchs ſoeben dur das Kellerfenſter entſ<lüpft und in der Richtung zur Stadt flüchtig geworden ſei. Wir eilten zu den Ställen, warfen uns auf ungeſattelte Pferde, indeſſen die Meute aus dem Zwinger entlaſſen wurde. Mit hellem „Skroija‘ (Geläut der Hunde) ritten wir in die Stadt hinein, den fliehenden Fus in Sicht vor uns. Nachdem die wilde Jagd dur<h mehrere Straßen geſtürmt war, fuhr der verzweifelnde Fuchs in das offene Erdgeſchoßfenſter eines Nonnenkloſters. Mix, dem Neffen des allmächtigen Statthalters, öffneten ſi<h nach einigem jungfräulihen Zaudern dieſe ſonſt ſo gut verwahrten Pforten. Bald wurde feſtgeſtellt, daß der Fuchs in einem Kamine aufwärts gekrochen ſei; er war aber, troß Einführung ſhwanker Gerten, niht mehr zu ſpüren. Wir entſandten einen Koſaken nah Schornſteinfegern, welche endlih na< ſtundenlangem Suchen den Fuchs im zweiten Stoke in einer Wandröhre ermittelten, die jedo<h nur durch die Zelle einer Nonne zugänglich war. Nach kurzer liebenswürdiger Plänkelei mit der Oberin wurde die heilige Zelle den wilden Jägern geöffnet, die Wand von kundiger Hand erbrochen und der beſchämte Reineke, kohlſ<hwarz vom rußigen Kletterwege, im Triumphe herausgezogen, um auf die Bitten der gottesfürhtigen Jungfrauen begnadigt und im nächſten Wäldchen in ehrenvolle Freiheit geſeßt zu werden.“

Fn früheren Zeiten fing man viele Füchſe durh Ausgraben ihrer Baue, um hohen Herrſchaften das abſonderliche Vergnügen des Prellens zu bereiten. Man brachte die Tiere in einen rings umſchloſſenen Hof und trieb ſie über ſchmale und lange Nege hinweg, welche an dem einen Ende von einem Herrn, an dem anderen von einer Dame gehalten wurden. Die Mitte des Negzes lag am Boden auf, und über ſie mußten die Füchſe weglaufen. Sobald ſi nun einer gerade auf dem Nege befand, wurde dieſes ſchnell ſtraff gezogen, das Tier flog in die Höhe und fiel derb auf den Boden nieder oder unter Umſtänden auch auf einen Herrn, auf eine Dame, auf andere Netze 2c. Wenn im Freien geprellt wurde, umhegte man den Plag mit hohen Tüchern und bildete mehrere Gaſſen, dur<h welche die Füchſe getrieben wurden, um auf die Netze zu kommen. „Die gnädigſten Herrſchaften ſehen“, ſo erzählt Flemming, „dem Prellen mit Vergnügen zu und delektiren ſi an den vielfältigen Luftſprüngen und Capriolen der Füchſe und Haſen, und dem Umfallen und Stolpern der Cavalliers und Dames, welche ſämmtlich in grüner, mit Gold und Silber verhamarirter Kleidung erſchienen ſind. Sie ſchi>ken mit vielfältigem Prellen die Füchſe und Haſen nah mancherley wunderlichen Figuren in die Luft, daß die Herrſchaft ihr Vergnügen haben kann. Soll es nun bald zu Ende gehen, ſo werden junge Sauen herausgelaſſen, und die machen denn bey den Dames unter den Reifrö>en einen ſol<hen Numor, daß niht zu beſchreiben.“

„Stirbt der Fus, ſo gilt der Balg“: dieſes Jägerſprichwort hat noh heutigestags ſeine volle Bedeutung. Fuchspelze der gewöhnlichen Art werden zwar bei uns zu Lande niht beſonders geſu<ht, wohl aber in Polen, Rußland, der Türkei und in ganz Sibirien. Dex Balg unſeres Fuchſes wird, nah Lomer, mit 4—7 Mark bezahlt, und Deutſchland liefert davon alljährlich über 100,000 Stück. Beſſer bezahlt werden die nördlihere Gebiete