Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

190 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

bewohnenden, weit ſhöneren Notfüchſe: die der Alten Welt mit 15—20 Mark, die der Neuen Welt mit 8—15 Mark. Kreuzfüchſe, vermutli<h Blendlinge von Rot- und Silberfuchs, die eine gelbbräunliche Farbe haben und auf dem Rü>ken mehr oder minder ſcharf mit einem dunkeln Kreuz gezeichnet ſind, werden {hon mit 30—150 Mark bezahlt; am höchſten im Preiſe aber ſtehen die unter dem Namen Schwarzfüchſe bekannten beſten Silberfüchſe: ſie gelten 500—1000 Mark und man<hmal no<h mehr. Die beſten Felle liefern die Hudſonbailänder und Labrador, von geringerem Werte ſind die Sibiriens und des hohen Kauïaſus.

Gegenwärtig lebt als äußerſt ſeltenes Schhauſtü>k ein Shwarzfuhs im Pinkertſchen Tiergarten zu Leipzig.

Während wir einzig und allein den Balg des Fuchſes verwerten, wähnten unſere Vorfahren das ganze Tier, alle einzelnen Teile in beſonderer Weiſe, zu Arzneizwe>en ausnugen zu können. Nach dem Pröbchen, welches ih bei Schilderung des Haushundes gegeben habe, dürfte es genügen, wenn ih ſage, daß ein im Sinne der Quacſalber des 17. Fahrhunderts verwendeter FuGhsleichnam ſo ziemlih alle heutigestags gebräuchlichen Arzneiſtoffe erſeßen konnte.

Außer dem Menſchen hat der Fuchs immer noch eine Anzahl von Feinden. Nicht allein der Wolf fängt und verſpeiſt ihn, ſondern auh die Hunde haben ſo großen Groll auf ihn, daß ſie ihn wenigſtens zerreißen. Merkwürdig iſt es, daß trächtige oder ſäugende Füchſinnen häufig von den männlichen Hunden geſchont und gar nicht verfolgt werden. Die übrigen Säugetiere können Reineke nihts anhaben: unter den Vögeln hat er aber mehrere ſehr gefährliche Feinde. Der Habicht nimmt junge Füchſe ohne Zögern weg, der Steinadler ſogar erwachſene, obgleih ihm dies zuweilen ſ{le<t bekommt. Tſchudi berichtet einen ſolchen Fall. „Ein Fuchs lief über den Gletſcher und wurde blißſ{<hnell von einem Steinadler gepat und hoch in die Lüfte geführt. Der Räuber fing bald an, ſonderbar mit den Flügeln zu ſ<hlagen, und verlor ſich hinter einem Grate. Der Beobachter ſtieg zu dieſem heran, da lief zu ſeinem Erſtaunen der Fuchs pfeilſhnell an ihm vorbei: — auf der anderen Seite fand er den ſterbenden Adler mit aufgebiſſener Bruſt. Dem Fuchſe war es gelungen, den Hals zu ſtre>en, ſeinen Räuber bei der Kehle zu pa>ken und dieſe durhzubeißen. Wohlgemut hinkte er nun von dannen, mochte aber wohl ſein lebenlang die ſauſende Luftfahrt niht vergeſſen.“ Fn den übrigen Tierklaſſen hat der Fuchs keine Feinde, welche ihm gefährlih werden könnten, wohl aber ſolche, welche ihn beläſtigen, ſo namentli<h Flöhe. Daß er dieſe dur ein ſorgfältig genommenes Bad in ein im Maule getragenes Bündel Moos treibe und dann dur< Wegwerfen dieſes Bündels ſih jene unangenehme Gäſte vom Halſe ſchaffe, iſt eine Fabel.

Es iſt erwieſen, daß der Fuchs faſt alle Krankheiten des Hundes teilt und au< von der fürchterlichen Tollwut befallen wird. Ja, man kennt ſogar Beiſpiele, daß er, von dieſer entſeßlichen Seuche getrieben, bei hellem Tage in das Jnnere der Dörfer kam und hier alles biß, was ihm in den Weg lief. Nach Noll tritt die Krankheit unter Füchſen manhmal verheerend auf und verbreitet ſih über große Gebiete: ſo in Naſſau in den Fahren 1823—26 und 1847—48; in einem etwa 500 gkm großen Gebiete Badens war 1807 das Geſchlecht der Füchſe vollſtändig ausgeſtorben, und ſeit 1866 iſt in Kärnten die Zunahme der Fuch8wut feſtgeſtellt.

Auch im Tierreiche finden ſi< Verwandte, welche ſi leiblih außerordentlih naheſtehen und geiſtig doch in jeder Hinſicht unterſcheiden. Ein ſolcher aus der Art geſchlagener Geſell iſt der Pol arfuchs, ein naheſtehender und gleihwohl in Sitten und Leben8weiſe auffallend ſi unterſcheidender Verwandter unſeres Reineke, eines der einfältigſten und zugleich zudringlichſten, der dümmſten und doh au< ſ{<laueſten Glieder der Fuchsgattung.