Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

204 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünſte Familie: Hunde.

Feinhörigkeit, Klugheit und S@&lauheit des Fuchſes, daß ſein Ausdru> nicht falſ<h verſtaiden werden kann. Man daxrf wohl ſagen, daß es kaum einen vollendeteren Fuchs als dieſes Wüiſtenkind gibt.

„Wie der Fuchs legt auh der Fenek einen Bau unter der Erde an, am liebſten in der Nähe des ſchachtelhalmähnlichen Pfriemenkrautes, welches den ſpärlichen Pflanzenwuchs der Wüſtengegend Algeriens bezeihnet, wahr|ſcheinli<, weil in der Nähe desſelben der Boden immer etwas feſter iſt und den vielen Röhren, welche zu dem Keſſel im Baue führen, einige Haltbarkeit gewährt. Gewöhnlich ſind dieſe Nöhren nux fla<h, und auch der Keſſel liegt nicht tief unter der Oberfläche der Erde. Er iſt unten mit Palimnenfaſern, Federn und Haaren ausgefüttert und beſonders ausgezeihnet dur ſeine große Reinlichkeit. Das Graben verſteht der Fenek meiſterhaft. Seine Vorderläufe arbeiten dabei fo ſhnell, daß man den Bewegungen derſelben mit den Augen niht folgen kann. Dieſer Gewandtheit verdankt er zuweilen die Rettung ſeines Lebens; denn bei Verfolgung ſcharrt er ſih wie ein Gürtel: oder Shuppentier geradezu in die Erde ein. Jn Begleitung eines Haufens berittener Araber verfolgte ih einſtmals einen Wüſtenfuhs, welcher in geringer Entfernung vox uns hertrabte, und ſah mit Verwunderung, daß er plößlih vor unſeren Augen entſ<hwunden war. Aber ih kannte ſeine Kniffe, und ſein Kunſtſtüchen ſollte ihm diesmal ſ{<hle<t bekommen. Jh ſtieg vom Pferde, grub ihm nah und zog nun das überraſchte Tier unter dem Fubel meiner Begleiter lebendig aus ſeinem SWhlupfwinkel hervor.

„Bei Tage ſ{<läft der Fenek in ſeinem Baue. Dabei rollt er ſi< zuſammen und verbirgt ſeinen feinen Kopf faſt ganz unter der buſchigen Standarte, nur die Lauſcher bleiben frei. Das geringſte Geräuſch ſchre>t den ſhlafenden Wüſtenfuchs augenbli>li< auf. Wird er überraſcht, ſo wimmert er wie ein kleines Kind und bezeugt dadur< gewiſſermaßen einen unangenehmen Eindru> der geſtörten Ruhe. Mit ſinkender Sonne verläßt er den Bau und wendet ſih zunächſt den Tränkpläßen zu. Dabei hat man bemerkt, daß er niemals geradeswegs über die Sanddüne geht, ſondern immer die Tiefen derſelben aufſucht und ſi ſomit möglichſt gede>t fortſhleiht. Die Brunnen der Niederungen beſtehen zumeiſt aus einfachen trichterartigen Löchern, weil der ſandige, von Thonerde durWſeßte Boden ſentrect eingeteufte Schächte unmöglih macht. Um dieſe Löcher herum iſt die Erde meiſtens etwas feucht, und hier prägt ſich die Fährte des Fenek gewöhnlih ſo klar aus, daß man den eigentümlichen Bau der eng zuſammenſtehenden Pfoten mit den überragenden, namentlich an den Hinterläufen ſtark hervortretenden Krallen deutlih wahrnehmen kann.

„Der auf Jagd ausziehende Fenek kommt zuerſt zum Brunnen und ſäuft hier anhal: tend und begierig, bis er vollkommen geſättigt iſt. Nach dieſem erſten Geſchäfte ſucht er ſeinen Hunger zu ſtillen, und dabei kommt ihm ſeine feine Naſe trefflich zu ſtatten. Hier überraſcht er eine große Wüſten-, dort eine Fſabelllerche, und wenn dieſelbe auc auffliegt, er verſteht es dennoch, ihr wieder aufzulauern, und erlangt ſie ſ{hließlih gewiß. Kleine Vögel ſind ſeine Lieblingsſpeiſe. Deshalb ſchont ex auh kein Neſt, mag es Eier oder Funge enthalten. Fehlen ihm Vögel oder Eier, ſo nimmt er mit Eidechſen, Käfern und Heufchre>en vorlieb, ja er verſhmäht es auh niht, mit den Renn- und Springmäuſen anzubinden, obgleich ihm dieſe kaum weniger Arbeit verurſachen als die Vögel. Von erſteren fand ih oftmals Haare und Überreſte in dem Baue des Fenek. Gelegentlich ſtattet er auh den Palz menhainen Beſuche ab, und hier gewähren ihm die Datteln einen Le>erbiſſen; denn Früchte verſhmäht er keineswegs, verſpeiſt im Gegenteile ſelbſt Waſſermelonen.

„Nach den Berichten der Eingeborenen ſoll die Füchſin im Monat März 5—4 Funge werfen. Dieſelben ſollen blind zur Welt kommen, ein ungemein zierlihes Ausſehen haben und mit gelblichen Haaren bedet ſein. Allen Ausſagen zufolge liebt die Mutter das kleine reizende Gewölfe mit derſelben Zärtlichkeit wie unſere Füchſin ihre Nahkommenſchaft,