Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

206 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Als tiefer ſtehender Verwandter Neinekes darf der Grau- oder Grisfuchs (Vulpes cinereo-argentatus, Canis griseus, C. cinereo-argentatus, C. yulpes, Urocyon virginianus) angeſehen werden. Der Graufuchs unterſcheidet ſih von unſerem Fuchſe durch niedrigere Läufe, verhältnismäßig längeren Shwanz und überhaupt zierlichere Geſtalt. Seine Länge beträgt ungefähr 1 m, wovon etwa 40 cm auf den Shwanz gerechnet werden müſſen, die Höhe am Widerriſte etwa 30 cm. Ein eigentümlich geſprenkeltes Grau, welches Stirn, Scheitel, Hinterba>en, Na>en und die ganze Oberſeite de>t und aus Shwarz und Silbergrau zuſammengeſeßt wird, bildet die vorherrſchende Färbung. Die einzelnen Haare ſind an der Wurzel weiß, übrigens ſ{hwarz, vor der Spitze breit weiß geringelt. Wangen und Kehle haben gelblihweiße, Dhren und Halsſeiten graugelblihe, Unter- und Fnnenſeite

14

i RI Ÿ X Lz

Graufu<s (Vulpes cinereo-argentatus). ?/s natürl. Größe.

hellroſtgelbe oder gelblihweiße Färbung; ein Bruſtband iſt dunkler; ein ſhwarzer Streifen zeichnet die Vorderläufe; der Schwanz endlich iſt oberſeits \{hwarz, unterſeits roſtrot an der Spitße grau.

Nach Audubon ſind es mehr die ſüdlichen als die nördlihen Staaten Nordamerikas, welche den Graufuchs beherbergen; nördlih von Maine ſcheint er niht mehr vorzukommen. Jn Neuengland und Kanada iſt er ſelten, in Pennſylvanien und New Jerſey ungefähr ebenſo häufig wie der Rotfuchs, in den ſüdlichen Staaten dagegen, die Gebirge von Virginia ausgenommen, die einzige dort vorkommende Art und zumal in Florida, Miſſiſſippi und Louiſiana ungemein häufig. Nah Weſten hin verbreitet er ſh bis Kalifornien.

Es läßt ſih {wer ſagen, in welcher Hinſicht der Grauhfuchs ſich von Reineke und ſeiner Sippſchaft im engſten Sinne des Wortes unterſcheidet. Die mix bekannten Schilderungen, unter denen die ausführliche Darſtellung Audubons obenan ſteht, gleichen einer Lebensbeſchreibung unſeres Fuchſes ſo ziemlich wie ein Ei dem anderen. Der Graufuchs ſoll niht ſo ſchnell und ausdauernd laufen können wie dieſer; im übrigen aber dürfte er ſich in ſeinem Auftreten von dem Verwandten kaum weſentlih unterſcheiden. Schwer zu begehende oder großen Raubtieren undurchdringliche Dikichte und Felsgeklüft mit Höhlungen und Spalten bilden ſeine Wohnſiße, die Umgebung ſeiner Aufenthaltsorte vom Meeresſtrande an bis zu