Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

208 Vierte Drdnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Größe erhalten haben, erkennt man ſie noh leicht an ihrer verhältnismäßig geringen Vor= ſiht und namentli<h bei der Jagd mit Hunden daran, daß ſie nur im Notfalle in längerer Flucht ihr Heil, vielmehr im Beſteigen paſſender Bäume ihre Rettung zu ſuchen pflegen, während die gewißigten Alten durch allerlei Künſte und Kniffe ſih ihren Todfeinden öfter mit Erfolg zu entziehen wiſſen. Audubon ſcheint es ſehr auffällig zu finden, daß ein Fus Bäume beſteigt, während wix, na< den von Reineke uns gegebenen Probeſtückchen urteilend, dieſe Meinung nicht teilen. Für ein ſo gewandtes Tier, wie der Fuchs es iſt, hat es keineswegs beſondere Shwierigkeiten, einen Baum mit weit nach unten ragenden Äſten, ſeitlihen Auswüchſen, Knollen und anderen Unebenheiten zu erklimmen, während der plumpere Hund ſi<h außer ſtande ſieht, dies na<hzuthun.

Hinſichtlih der Jagd und anderer Vertilgung8arten des Graufuchſes gilt mit wenig Abänderungen dasſelbe, was man von unſerem Fuchſe ſagen kann. Man wendet aber auh in Amerika die verſchiedenſten Fallen an, um den läſtigen Strolch in ſeine Gewalt zu bringen, und betreibt ebenſo eifrig wie in England die Fuhsheßze. Gefangene Graufüchſe betragen ſi im weſentlichen wie ihr europäiſcher Verwandter, ſollen aber niemals ganz zahm werden und immer den unbeſieglichen Hang nah Befreiung bewahren. Beſonders [{<wer ſoll es ſcin, ihnen das biſſige Weſen abzugewöhnen; Audubon wenigſtens verſichert, daß er niemals einen Gefangenen dieſer Art geſehen habe, welher mehr als halbzahm geworden wäre. Ju einer Hinſicht unterſcheidet ſich jedo< der Graufuchs zu ſeinem Vorteile von deu Verwandten: ex beſißt niht deren unangenehmen Geruch.

Das Fell der Graufüchſe hat wegen ſeines kürzeren und härteren Haares geringen Wert und wird gewöhnli<h zur Fütterung von Reiſepelzen verwendet. Nah Lomer gelangen jährlih etwa 25,000 Felle in den Handel; das Stück wird mit 4—6 Mark bezahlt.

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Alle bisher erwähnten Mitglieder der Hundefamilie weichen durch ihr Gebiß niht von dem allgemeinen Gepräge ab; die no< zu ſchildernde Art hingegen unterſcheidet ſi< nicht allein dur< äußerlihe Merkmale, ſondern auh dur< den Zahnbau und verdient daher beſondere Beachtung. Es kennzeihnen den Löffelhund (Otocyon caffer, Canis megalotis und lalandii, Megalotis, A grodius und Otocyon lalandii) äußerlih der ſhlante Bau, die hohen Läufe, der etwa der Hälfte der Leibeslänge gleihkommende Schwanz, der kurze, ſpibſchnauzige Kopf und die ſehr großen, von vorn geſehen eiförmigen Ohren, mehr aber noch der Zahnreichtum, da das Gebiß aus 48 Zähnen beſteht und abweichend von allen Raubtieren 8 Backenzähne in jedem Kiefer, oben alſo 2 Zähne, unten 1 Zahn mehr als das Gebiß des Hundes, aufweiſt. Es kommt dieſe Anzahl von Zähnen jedo<h niht bei allen Stü>en vor; denn man findet meiſtens Schädel, welche oben nur 7 Ba>kenzähne enthalten. Die Geſamtlänge eines anſcheinend ausgewachſenen Löffelhundes beträgt 85—90 cm, wovon genau ein Drittel auf den Schwanz gere<hnet werden muß, die Höhe am Widerriſte 85 em. Ein düſteres, ins Grünliche ſpielendes Graufahlgelb iſt der allgemeine Farbenton des Pelzes; die einzelnen Haare ſehen an der Wurzel bräunlich, in der Mitte fahlgelb, an der Spibe hellgelb oder dunkelbraun aus, wodur<h eine Sprenkelung entſteht, deren Geſamteindru> dem Felle jene Färbung verleiht. Die Außenſeite und ein im oberen Teile ſharf ausgeſprochener Fnnenrand der Ohren ſind dunkel fahlbraun, die Läufe vorn und außen und der Schwanz auf der Oberſeite und an der Wurzel rötlih dunkelbraun, eine wenig deutlihe von Auge zu Auge und weiter nah hinten verlaufende Stirnbinde ſowie die Unterlippe hell fahlbraun, Kehle und Halsſeiten licht fahlgelb gefärbt. Unſere Tiere zeigen übrigens mancherlei Abweichungen in ihrem Äußeren.