Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

210 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

welche ihn in ſeinen Verſte>en aufſpüren und abwürgen, oder gräbt ihn aus. Geſchoſſen wird er ſeltener, geht auh weniger als der Schabrakenſchakal oder die Hyäne auf die Lodſpeiſe der Stellgewehre. Weniger Raubtier als unſer Reineke und friedlicher als andere Wildhunde gleicher Größe, ſett er ſih ſelbſt angegriffen nur ſhwa<h zur Wehre. Unter dem Schuſſe hörte ih ihn ſeine Klagetöne ebenfalls ausſtoßen.“

Pechuel-Loeſche begegnete dem Löffelhunde ziemlih häufig und gewöhnli<h während der erſten Morgenſtunden in den hoch gelegenen Strauchſteppen des Hererolandes. Die fehr geſhmeidigen und behenden Tiere ſtreichen in der Regel paarweiſe umher, tauchen öfters plöblih ganz nahe hinter irgend einem Buſche auf und bli>en den Menſchen mit ſchief gehaltenem Kopfe, gleichſam vertraulih fragend, an; nicht ſelten halten ſie dabei wie ein Vorſtehhund einen Vorderlauf gehoben. Von Neugierde oder von der Hoffnung getrieben, daß etwas für ſie abfallen könnte, folgen ſie dem Jäger manchmal eine halbe oder ganze Stunde lang und no< länger auf ſeinen Schleihwegen, wobei ſie ſi< in re<t drolliger Weiſe derartig gebärden, als wäre das ſelbſtverſtändlich, als ginge ſie die Angelegenheit überhaupt gar nihts an. Nachläſſig trollend, re<hts und links abſ<hweifend, begleiten ſie den Beobachter mit auffälliger Beharrlichkeit und kommen ihm zwiſchen Grasbüſcheln und Sträuchern gelegentlih auf halbe Flintenſhußweite nahe. Dann äugen ſie wie verſtändnisinnig hinter einer De>ung hervor oder bleiben frei ſtehen, rekeln ſih, machen einen Kaßenbu>el und ſ{<hütteln den Pelz aus; bei längerem Halte ſeßen ſie ſich wie Hunde und warten, was weiter geſchieht. Das feine Köpfchen hat einen ausgeprägten Zug von Verſ<migtheit, der dur das faſt ununterbrochene Spiel der wahrhaft rieſigen Lauſcher weſentli verſtärkt wird. Geht man ruhig auf die Tiere los, ſo weichen ſie, zunächſt abſaßweiſe rü>wärts trippelnd, einige Längen zurü> und huſchen dann erſt, ohne ſi aber ſonderlich zu beeilen, ſeitwärts davon. Heftige Drohbewegungen mit Hut oder Tuh mahen ſie ſtußen oder verſcheuchen ſie im Augenbli>e; zieht man aber ſeines Weges weiter, ſo iſt auch ſehr bald wieder die beharrlihe Gefolgſchaft da. Einen vollſtändig gezähmten Löffelhund ſah unſer Gewährsmann bei dem <hwediſhen Händler Rydin an der Walfiſchbai. Das ſ{<mud>e und geruhloſe Tier lief frei umher, war au< am Tage ſehr rege und folgte ſeinem Herrn getreulih wie ein Hündchen nah. Obwohl durchaus nicht ſcheu, ließ es ſih doh niht gern berühren oder ſtreiheln und bedrohte Fremde, denen es niht ausweithen konnte, mit auf: geſperrtem Rachen, ganz wie es vom Streifenwolfe beſchrieben wurde (S. 89), ohne indeſſen jemals zuzubeißen. Beſondere Le>erbiſſen für dieſen Liebling waren große Noſinen, die er beſcheiden und zierlih einzeln aus den Fingern oder von der flahen Hand nahm. Es wird übrigens allgemein verſichert, daß Löffelhunde in der Wildnis ſehr erpiht auf Honig und ſüße Früchte ſeien und, falls leßtere genügend vorhanden, viel mehr davon leben als von Kerbtieren; dennoch gelten ſie auh für große Eierdiebe.

Gefangene Löffelhunde ſind ſhon mehrmals im Londoner Tiergarten gepflegt worden.

Die lette Familie unſerer Ordnung führt uns bekannte und befreundete Geſtalten aus der Kinderzeit vor. Die Bären (Ursidae) ſind ſo ausgezeihnete Tiere, daß wohl jeder ſie augenbli&li< erkennt; die kleineren Arten weihen jedoch in mancher Hinſicht von dem Gepräge der größeren ab, und bei einzelnen iſt es noch fraglich, ob ſie in dieſe Familie zu ſtellen ſind.

Der Leib der größeren Bären iſt gedrungen, der der kleineren manhmal ſ{<lank, der Kopf länglihrund, mäßig geſtre>t, mit zugeſpißter, aber gewöhnlich gerade abgeſchnittener Schnauze, der Hals verhältni8mäßig kurz und di>; die Ohren ſind kurz und die Augen