Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Löffelhund. — Bären: Allgemeines. 211

verhältni8mäßig klein; die Beine ſind mäßig lang, die Vorder- und Hinterfüße fünfzehig und mit großen, gebogenen, unbeweglichen, d. h. niht einziehbaren, deshalb an der Spige oft ſehr ſtark abgenußten Krallen bewaffnet, die Fußſohlen, welche beim Gehen den Boden ihrer vollen Länge nah berühren, faſt ganz na>t. Das Gebiß beſteht aus 36—40 Zähnen, und zwar oben und unten 6 Schneidezähnen, 4 Etzähnen, oben und unten 2—4 Lückenzähnen oder 2 Lückenzähnen oben, 8 unten, ſowie endlih 2 oberen und 2—8 unteren Bakenzähnen. Die Schneidezähne ſind verhältnismäßig groß, haben oft gelappte Kronen und ſtehen im Einklange mit den ſtarken, meiſt mit Kanten oder Leiſten verſehenen E>zähnen;: die Lückenzähne dagegen ſind einfach kegelförmig oder nur mit unbedeutenden Nebenhöcern verſehen; der Fleiſh- oder Reißzahn iſt ſehr ſhwa<h, fehlt ſogar einigen Gattungen vollſtändig und iſt bei anderen nur ein ſtarker Lü>kenzahn mit innerem Hö>er; die Kauzähne ſind

Gerippe des Bären. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

ſtumpf und die des Unterkiefers ſtets länger als breit. Am Schädel iſt der Hirnteil geſtre>t und durch ſtarke Kämme ausgezeichnet; die Halswirbel ſind kurz und ſtark, ebenſo auch die 19—20 Nü>enwirbel von denen 14 oder 15 Nippenpaare tragen. Das Kreuzbein beſteht aus 8—5 und der Shwanz aus 7—34 Wirbeln. Die Zunge iſt glatt, der Magen ein ſhlihter Schlauch, der Dünn- und Dickdarm wenig geſchieden; der Blinddarm fehlt gänzlich.

Die Bären waren ſchon in der Vorzeit vertreten. Gegenwärtig verbreiten ſie ſich über ganz Europa, Aſien und Amerika, ebenſo auh über einen Teil von Nordweſtafrika. Sie bewohnen ebenſogut die wärmſten wie die kälteſten Länder, die Hochgebirge wie die von dem eiſigen Meere eingeſchloſſenen Küſten. Faſt ſämtliche Arten hauſen in dihten, ausgedehnten Wäldern oder in Felſengegenden, zumeiſt in der Einſamkeit. Die einen lieben mehr waſſerreiche oder feuchte Gegenden, Flüſſe, Bäche, Seen und Sümpfe und das Meer, während die anderen tro>enen Landſtrichen den Vorzug geben. Eine einzige Art iſt an die Küſten des Meeres gebunden und geht ſelten tiefer in das Land hinein, unternimmt dagegen, auf Eisſchollen fahrend, auh große Stre>ken dur<hſ<hwimmend, weitere Reiſen als alle

übrigen, dur<ſchifft das Nördliche Eismeer und wandert von einem Erdteile zum anderen. 14*