Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Bären: Allgemeines. Landbär. 913

boshaft, die ſtarken mithin gefährlih werden. Gemütsſtimmungen geben die Bären dur<h verſchiedene Betonung ihrer an und für ſih merkwürdigen, aus dumpfem Brummen, Schnauben und Murmeln oder grunzenden und pfeifenden, zuweilen auch bellenden Tönen beſtehenden Stimme zu erkennen. |

Alle nördlih wohnenden größeren Bärenarten \{<weifen bloß während des Sommers umher und ziehen ſich bei Eintritt des Winters in ein Verſte>, ein Lager zurü>, Sie fallen jedo<h nict in einen ununterbrochenen Winterſchlaf, ſchlafen oder duſeln vielmehr in halbwachem Zuſtande und ſind ſofort rege, wenn ſih irgend etwas Verdächtiges ereignet. Doch gehen ſie höchſt ſelten einmal aus und nehmen noch ſeltener Nahrung an. Auffallend erſcheint es, daß bloß die eigentlihen Landbären Winterſchlaf halten, während die Eisoder Seebären auch bei der ſtrengſten Kälte noh umherſhweifen oder ſih höchſtens bei dem tollſten Schneegeſtöber ruhig niederthun und ſih hier dur<h den Schnee ſelbſt ein Obdah bauen, d. h. einfa< einſ<hneien laſſen.

Das trächtige Weibchen zieht ſih in ein neſtähnlih hergerihtetes Lager zurü> und wirft dort 1—6 Junge, welche blind geboren und von der Mutter mit aller Sorgfalt genährt, gepflegt, geſhüßt und verteidigt werden. Sie gelten, nahdem ſie einigermaßen beweglih geworden ſind, als überaus gemütliche, poſſierlihe und ſpielluſtige Tierchen.

Der Schade, welchen die Bären bringen, wird dur<h den Nußgen, den ſie gewähren, ungefähr aufgehoben, zumal ſie ſi< teilweiſe nur in dünn bevölkerten Gegenden aufhalten, wo ſie den Menſchen ohnehin niht ſehr benachteiligen können. Von faſt allen Arten wird das Fell benußt und als vorzügliches Pelzwerk hochgeſ<häßt. Außerdem genießt man das Fleiſh und verwendet ſelbſt die Knochen, Sehnen und Gedärme.

Die BVärenfamilie zerfällen wir in drei Unterfamilien, deren erſte die Großbären (Ursinae) umfaßt, die maſſigſten Geſtalten der Geſanitheit, mit langſ<hnauzigem Kopfe, fleinen Augen und Dhren, mäßig langen Beinen, fünfzehigen, na>tſohligen Füßen, ſumpfen, nicht zurü>ziehbaren Krallen, ſummelhafſtem Shwanze und dichtem Zottelpelze. Das Gebiß beſteht aus 42 Zähnen, und zwar 6 Schneidezähnen oben und unten, den 4 E>zähnen, jederſeits oben und unten 4 Lückenzähnen ſowie oben 2 und unten 3 Mahlzähnen. Die Unterfamilie zählt zwei Gattungen: eigentlihe Bären und Lippenbären.

Während jedermann unſeren gemeinen Bären zu kennen vermeint, haben die Tierkundigen ſi<h no< niht geeinigt, ob ſie ſeine verſchiedenen Abänderungen in eine Art vereinigen oder auf mehrere verteilen ſollen.

Nehmen wir nur eine Värenart an, ſo haben wir feſtzuhalten, daß dieſe, der Landbär, der braune, gemeine oder Aasbär (Ursus arctos), ungemein abändert, niht allein was die Behaarung und Färbung, ſondern auh was die Geſtalt und zumal die Form des Schädels anlangt. Der im allgemeinen dichte Pelz, welcher um das Geſicht, an dem Bauche und hinter den Beinen länger als am übrigen Körper iſt, kann aus längeren oder kürzeren, aus ſ<lihten oder gekräuſelten Haaren beſtehen; ſeine Färbung durchläuft alle Schattierungen von Shhwarzbraun bis zu Dunkelrot und Gelbbraun, oder von Schwärzlichgrau und Silbergrau bis zum Fſabellfahl; das bei jungen Tieren oft vorhandene weiße Halsband erhält ſi< man<hmal bis ins hohe Alter oder tritt in dieſem erſt wieder wie in der Jugend hervor. Die Schnauze iſt mehr oder minder geſtre>t, die Stirn mehr oder weniger abgeplattet, der Numpf bald ſehr gedrungen, bald etwas verſhmächtigt, die Beine ſind höher oder niedriger. So unterſcheidet man denn zunächſt zwei in Europa lebende