Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

240 Vierte Oronung: Raubtiere; ſe<ſte Familie: Bären.

Öffnung, welche dur den Atem des Tieres aufgetaut wird, und an einer gewiſſen Menge von Reif, welcher ſich na< und nah um dieſe Öffnung niederſchlägt. Auch im Sommer pflegt er ſih ein Bett mit troœenen Blättern und Gras auszupolſtern. Dieſes Lager iſt aber ſhwer zu finden, weil es gewöhnlich an den einſamſten Stellen des Waldes in Felsſpalten, niederen Höhlungen und unter Bäumen, deren Zweige bis zur Erde herabhängen, angelegt wird. Nah Audubon ſoll es dem Lager des Wildſhweines am meiſten ähneln.

Der Baribal iſt, ſo dumm, plump und ungeſchi>t er ausſieht, ein wachſames, reges, kräftiges, bewegungsfähiges, geſchi>tes und ausdauerndes Tier. Sein Lauf iſ ſo ſ{hnell, daß ihn ein Mann niht einzuholen vermag; das Shwimmen verſteht er vortrefflih, und im Klettern iſt er Meiſter. Jedenfalls iſt er in allen Leibesübungen gewandter als unſer brauner Vär, deſſen Eigenſchaften er im übrigen beſizt. Nur höchſt ſelten greift er den Menſchen an, flieht vielmehr beim Erſcheinen ſeines ärgſten Feindes ſo {nell wie möglih und nimmt ſelbſt verwundet nicht immer ſeinen Gegner an, kann aber wenn er keinen Ausweg mehr ſieht, gefährlih werden.

Seine Nahrung beſteht hauptſählih in Pflanzenſtoffen und zwar in Gräſern, Blättern, halbreifem und reifem Getreide, in Beeren und Baumfrü(ten der verſchiedenſten Art. Doch verfolgt auch er das Herdenvieh der Bauern und wagt ſi<h, wie Meiſter Braun, ſelbſt an die wehrhaften Rinder. Dem Landwirte ſchadet er immer, gleichviel, ob er in die Pflanzung einfällt oder die Herden beunruhigt, und deshalb ergeht es ihm wie unſerem Bären: er wird ohne Unterlaß verfolgt und dur alle Mittel ausgerottet, ſobald er ſih in der Nähe des Menſchen zu zeigen wagt.

Über die Bärzeit des Baribal ſcheinen die amerikaniſchen Naturforſcher niht genau unterrichtet zu ſein. Richardſon gibt die Dauer der Trächtigkeit des ſ<hwarzen Bären zu ungeſähr 15—16 Wochen an, und Audubon ſcheint ihm dies nahgeſchrieben zu haben. Als Wurfzeit ſeßen beide übereinſtimmend den Januar. Die Anzahl der Fungen ſoll na< Nichardſon zwiſchen eins und fünf ſchwanken, nah Audubon dagegen nur zwei betragen. Jh glaube, daß Beobachtungen an gefangenen Baribals auch hier entſcheidend ſein dürften. Ein mir bekanntes Paar dieſer Bären hat ſi<h zweimal in der Gefangenſchaft fortgepflanzt, und die Jungen ſind ſhon im Fanuar geworfen worden. Von mir gepflegte Baribals bärten am 16. Funi zum erſten Male und ſodann wie der braune Bär beinahe einen ganzen Monat lang alltäglih. Daß die wild lebenden Bären hohle Bäume zu ihrem Wochenbette auswählen, wie dies Richardſon angibt, iſt wahrſcheinlih. Über die erſte Jugendzeit der neugeborenen Fungen ſcheinen Beobachtungen zu fehlen. Von größer gewordenen weiß man, daß die Alte ſie mit warmer Zärtlichkeit liebt, längere Zeit mit ſich umherführt, in allem unterrichtet und bei Gefahr mutvoll verteidigt.

Die Jagd auf den Baribal wird in verſchiedener Weiſe ausgeübt. Viele werden in großen Schlagfallen gefangen, die meiſten aber mit der Birſhbüchſe erlegt. Gute Hunde leiſten dabei vortreffliche Dienſte, indem ſie den Bären verbellen oder zu Baum treiben und dem Jäger Gelegenheit geben, ihn mit aller Ruhe aufs Korn zu nehmen und ihm eine Kugel auf die rechte Stelle zu ſchießen. Audubon beſchreibt in ſeiner lebendigen Weiſe eine derartige Jagd, bei welcher mehrere Bären erlegt, aber auh mehrere Hunde verloren und die Jäger ſelbſt gefährdet wurden. Hunde allein können den Baribal niht bewältigen, und auc die beſten Beißer unterliegen oft ſeinen fur<htbaren Brantenſchlägen. Fn vielen Gegenden legt man mit Erfolg Selbſtſchüſſe, welhe der Bär dur<h Wegnahme eines vorgehängten Köders entladet. Auf den Strömen und Seen jagt man ihm nah, wenn er ſie freiwillig kreuzt oder von den Hunden in das Waſſer getrieben wurde.

Sehr eigentümlih ſind manche Jagdweiſen der Fndianer, noch eigentümlicher die feierlichen Gebräuche zur Verſöhnung des abgeſchiedenen Bärengeiſtes, die einer gottesdienſtlichen