Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Kaberu. Streifenwolf. DÛ

niht unähnli<h; die Augen, welche hellbraune Regenbogenhaut und länglihrunden Stern haben, ſind ſchief geſtellt; die wie beim Schakale weit getrennten Ohren, deren Länge über ein Viertel und weniger als ein Drittel der Kopflänge beträgt, an der Spibße ſanft gerundet, die Läufe auffallend hoh und ſchlank; die niht beſonders buſchige Lunte reiht ungeachiet der hohen Läufe bis auf den Boden herab. Der Balg beſteht aus langen, lo>er aufliegenden, ſtraffen Grannen, welche das dünne Wollhaar vollſtändig bede>en.

Sundevall, der erſte Beſchreiber des Streifenwolfes, gibt deſſen Geſamtlänge zu 1,1 m, die Shwanzlänge zu 33 cm, die Höhe am Widerriſte zu 45 em an; dieſe Maße ſttimmen mit denen einer Streifenwölfin, welche ih pflegte, im großen und ganzen überein. Die allgemeine Färbung, ein bräunliches Hellgrau, geht auf den Seiten in Dunkel- oder S<hwärzlichgrau, auf dem Rü>en ins Rotbraune, auf der Bruſt ins Fahle, auf Kehle und Bauch ins Lichtgelbe über; der Kopf iſt rötlichfahl mit lichterem, durch die weißlichen Haarſpißen hervorgebrahtem Schimmer, die Stirn fahlbräunlich, die Oberlippe ſeitlih dunkelgrau, der Lippenrand weiß, ein von ihm aus nach den Ohren verlaufender, verwiſhter Streifen dunkelgrau, ein die Bruſt in der Sclüſſelbeingegend umgebendes Band und ein dreiediger Fle>en zwiſchen den Vorderläufen ſ{hwärzlih, ein über die Seite ſich ziehender breiter Längsſtreifen gelblihfahl, unten ſhwarz geſäumt, ein von hinten und oben nah vorn und unten über den Hinterſchenkel verlaufender Streifen tiefſhwarz; die Läufe ſehen bis auf einen vorn längs der Vorderläufe hervortretenden dunkeln Streifen lebhaft roſtrot aus; der Schwanz hat an der Wurzel graue, ſeitlih fahle, an der Spibe rein weiße, im übrigen ſ<hwärzlihe Färbung. Unſer Tier ändert übrigens nicht bloß in der Färbung mannigfaltig ab, ſondern auch in der Fülle und Stärke der Behaarung und ſelbſt in der Geſtalt, wie unſere beiden Abbildungen auf den nächſten Seiten deutlich erkennen laſſen.

Vom Kaffernlande aus verbreitet ſi< der Streifenwolf über einen großen Teil Afrikas. Fh erhielt die Wölfin, von welcher vorſtehende Beſchreibung entnommen wurde, aus Sanſibar, der Tiergarten zu London einen anderen lebenden, genau ebenſo gefärbten Streifenwolf vom Mündungsgebiete des Ogowe in Niederguinea. Einen ganz ähnlichen übergab die Güßfeldtſ<he Loango-Expedition dem Berliner Tiergarten, und ebendort lebt gegenwärtig wiederum ein Stüc, das, weil es ſih auffällig unterſcheidet, hier ebenfalls und zwar auf S. 838 abgebildet iſt. Aus welchem engeren Gebiete dieſer Streifenwolf ſtammt, iſt niht bekannt; es iſt nur ganz allgemein Weſtafrika angegeben. Der Wildhund, welchen Du Chaillu im Ogowegebiete fand, könnte wohl unſer Streifenwolf ſein; nur berichtet kein anderer Beobachter über ihn wie Du Chaillu, daß er nämlich in geſchloſſenen Meuten jage und jedes Wild von mäßiger Ausdauer niederhebße, wie es vom Hyänenhunde bekannt ift.

„Der Streifenwolf“, ſagt Pehuel-Loeſche, der ihn in Niederguinea, beſonders in Loango, ſowohl in der Wildnis als auch gezähmt beobachtete, „iſt ſtattlicher und namentlich hochbeiniger als unſer Fuchs, hat den nämlichen pfiffigen Geſichtsausdru>, aber zugleich einen entſchieden vornehmeren und auh gutmütigen Zug. Man findet wohl kaum zwei, deren Farbe und Zeichnung ganz übereinſtimmte; das Fugendkleid ähnelt dem unſerer Füchſe. Es ſind außerordentlich behende und geſhmeidige Tiere, deren Treiben man mit Wohlgefallen betrachtet. Von 9—4 Uhr des Tages ſicht man ſie höchſt ſelten, zu jeder anderen Zeit aber allenthalben, obwohl nirgends häufig in der Savanne, einzeln oder zu zweien, jedo<h nie in Rudeln. Hetjagden auf größeres Wild betreiben ſie niht, ſondern belauern und beſpringen allerhand kleines Getier, ſind aber gewiß niht abgeneigt, auch ſtärkeres frankes Wild niederzureißen. Nahrungsſorgen können ſie nicht wohl haben, da ſie nihts Lebendiges zu verſhmähen ſcheinen, vermutlich au<h Aas annehmen und mit Behagen ſogar die fetten Früchte der Ölpalme ihres Fleiſches berauben. Des Abends und Morgens ſieht man ſie in ihrer re<t bezeihnenden, vornehm nachläſſigen Weiſe in den lichten