Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

38 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Grasbeſtänden umherſpüren oder kluge Umſchau halten und auh das Treiben eines etwa auftauchenden Menſchen neugierig beobachten. Sie kommen ſogar dicht an die Wohnſtätten; denn die Dorfhunde denken nicht daran, mit ihnen anzubinden, und die Eingeborenen Loangos, die den Streifenwolf Mbulu nennen, thun ihnen auch ni<hts zuleide. Scheucht man einen Streifenwolf auf, ſo wird er regelmäßig, nachdem er eine kurze Stre>e gelaufen iſt, anhalten, den Störer betraten und ruhig abwarten, was weiter geſchieht. Es iſt nicht ſchwierig, ihn dann mit einem Schrotſchuſſe niederzuſtre>en, wenn man es über ſi gewinnen kann, das nette und ahnungsloſe Tier unnüßerweiſe zu töten. Sein langgezogenes

Streifenwolf (Canis adustus). !/ natürl. Größe. * Vgl. S. 37.

helles Kläffen läßt der Mbulu des Nachts und Morgens zu allen Jahreszeiten hören; es iſt jo laut und gellend, daß der Neuling erſhro>en auffahren mag, wenn es in unmittelbarer Nähe des Dorfes oder Lagers erſchallt. Das jämmerliche Klagen eines Mbulu brachte uns einſt noh rechtzeitig an den Rand eines Buſchwäldchens, wo er eben einer großen Schlange, einem Python, zur Beute fiel, um ihn dur< einen Schrotſhuß zu befreien. Erſt war er ganz verdußt, machte ſih dann aber winſelnd davon.

„Halbwüchſige Streifenwölfe hielten wir öfters im Gehöfte. Einer davon gedieh zu einem ſehr ſtattlichen Tiere und wurde ſo zahm und artig, daß ihm bald unbeſchränkte Freiheit gegeben werden konnte. Er lief niht nux innerhalb dex Umfriedigung umher und beſuchte die Zimmer, ſondern durchſtreifte ſtundenlang unſere Pflanzungen wie die Kampinen und Buſchwälder der Umgegend. Dort ſuchte er Käfer, fing ſih Grashüpfer, wobei er den aufſhwirrenden im übermütigen Spiele na<hſprang, und erbeutete ſicher auh manches kleine