Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

96 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

wolfsfarben mit ſ{wärzlihem Nücken und Schwanze. Sicher triſt man ihn in früher Morgenſtunde auf den Feldern und zwar in ſißender Stellung, gemütlich ſich die Nüſſe knacend. Jh erlegte mehrere derſelben auf leichte Art mit grobem Schrote und ſammelte mir die Felle, die ein ſchönes Pelzwerk abgaben.“

Jn den Steppen Fnnerafrikas jagt man den Schakalwolf mit den dortigen ausgezeihneten Windhunden, welche ihren Verwandten troß lebhafter Gegenwehr niederreißen oder Èo lange feſthalten, bis die Jäger herbeikommen und ihn mit Lanzen erſtehen. Jn Gefangenſchaft hält man ihn ebenſowenig wie andere Wildhunde.

Jch erhielt ein Paar Schakalwölfe, welches ih geraume Zeit gepflegt und beobachtet habe. Jhr Betragen iſt das des Wolfes. Wie dieſer anfänglich ſcheu, ängſtlich und reizbar, gewöhnen ſie ſih do<h in niht allzu langer Zeit an den Pfleger, kommen auf den Anruf herbei und geben ſi< zuleßt Liebkoſungen hin. Fn das Geheul verwandter Wildhunde ſtimmen ſie getreulih ein; ſonſt vernimmt man ſelten einen Laut von ihnen. Das von mir gepflegte Paar begattete ſi<h am 10. März, und nah einer Trächtigkeitszeit von genau 63 Tagen wölfte das Weibchen. Die Jungen wurden mit größter Zärtlichkeit behandelt, gediehen vortrefflich, ſpielten bereits Ende Juni wie junge Hunde, wuchſen ungemein raſ< und berechtigten zu den beſten Hoffnungen, gingen jedo<h an der Staupe zu Grunde.

Der von Rüppell in Abeſſinien entde>te Kaberu, au<h Walke, Gees, Kontſal oder Boharja genannt (Canis [Lupus] simensis), unterſcheidet ſi< vom Schakalwolfe niht allein äußerlih, ſondern auh im Schädelbaue. Ein auffallend ſ<lank, windhundähnli gebautes Tier iſt der Kaberu allerdings, keineswegs aber ein verwilderter Haushund, wie Giebel will ſ{werli< au< eine klimatiſche Abart des Schakals, wie Hartmann für mögli<h hält. Die Schlankheit dieſes Wolfes ſpricht ſih beſonders in dem fuchsartig gebauten Kopfe mit verlängerter Schnauze und ausgezogener Naſe aus. Die Ohren ſind ziemlih hoh und zugeſpißt, Hals und Rumpf geſtre>t, die Beine hoch; der di>buſchig behaarte Shwanz reicht bis auf die Ferſen herab. Jn der Größe kommt der Kaberu einem ſtarken Schäferhunde annähernd gleich: ſeine Geſamtlänge beträgt etwa 1,3 m, die Shwanzlänge 30—825 cm, die Höhe am Widerriſte 45—50 em. Kopf, Nü>en und Seiten ſind braunrot, Bruſt und Bauch weiß, die lebten fünf Achtel des Shwanzes ſ{<hwarz gefärbt.

Der Kaberu iſt weiter verbreitet, als man glaubt. Man brachte ihn mir einmal in Kordofan und zwar ganz im weſtlihſten Teile des Landes, hart an der Grenze von Dar Fur, woraus hervorgehen dürfte, daß er in einem großen Teile der inneren Länder Afrikas zu finden iſt. Rüppell fand ihn in den meiſten Gegenden Abeſſiniens, hauptſächlich aber in der Kulla, d. h. im heißen Tieflande der afrikaniſchen Schweiz. Seine Nahrung beſteht vorzugsweiſe in Herdentieren, zumal in Schafen; er thut deshalb den Eingeborenen großen Schaden. Außerdem mag er wohl auch Antilopen jagen und niederreißen und wie andere wilden oder halbwilden Hunde und Hyänen Aas und Kerbtiere freſſen. Dem Menſchen wird er niht gefährlih. Wie andere Verwandten ſchlägt er ſih in Meuten und jagt geſellſchaftlih. Die Bewohner Kordofans kennen ihn unter dem Namen Kelb el Chala oder Hund der Wildnis, Hund der Steppen, und fürchten ihn als argen Feind ihrer Herden no< weit mehr als den dort ebenfalls heimiſhen Hyänenhund. Keinem der ſcharf und gut beobachtenden Nomaden fällt es ein, in bieſem Tiere einen verwilderten Hund zu erbli>en.

Ein ähnli gebauter, aber merkli<h kleinerer und anders gefärbter Wildhund iſt der Sireifenwolf (Canis [Lupus] adustus, lateralis), ein Mittelglied zwiſchen Wolf und Schakal. Der Leib iſt geſtre>t, der Kopf nach der Schnauze hin kegelförmig zugeſpibt, die ſehr ſpie Schnauze auch ſeitlih wenig oder niht abgeſeßt, daher der unſeres Fuſes