Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

40 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

man ihm liebevoll zu, ſo ſchaute er einen freudig und treuherzig wie ein Hund an, wedelte indeſſen ſelten mit dem Shwanze. Die Stimme des Menſchen machte unter ſolchen Umſtänden auf ihn einen Eindru>, wie ih es nur no beim Gorilla beobachtet habe; er erſchien davon förmlich bezaubert.

„Seinen Namen „Mbulu“ kannte er genau, folgte jedo< niht immer dem Rufe und bewies überhaupt eine große Selbſtändigkeit. Wollten ihn unſere Diener aus einem Zimmer entfernen, ſo nahmen ſie ihn um die Mitte des Leibes unter den Arm, wobei er biegſam wie eine Kage und ſchlaff ſi< hängen ließ, und ſetzten ihn ſo vor die Thür; anders brachten ſie ihn niht hinaus. Er hielt ſi< ſtets außerordentlich reinli< und verbreitete, da er viel getochtes Futter erhielt, ſehr bald niht mehr den ſcharfen, übeln Geruch, den er anfänglich beſaß. Er dünſtete indeſſen ſtärker aus, wenn Regenwetter im Anzuge war. Die fallenden Tropfen ſcheute er, trat nie auf ſ<hmußzige Stellen und ſchüttelte die Näſſe nah Art der Katen von den Pfoten. Mit der bunt zuſammengewürfelten Geſellſhaft unſerer Haustiere und Lieblinge: mit Affen, Hunden, Ziegen, Schafen, Schweinen, Papageien 2c., lebte er in Frieden, hielt ſi< aber immer vornehm abgeſondert von ihnen und ging auf keine ihrer oftmals tollen Spiele und Ne>ereien ein. Jn der Regel ſaß er niht wie ein Hund, ſondern ließ ſih im Schatten auf einem ſorgfältig erwählten ſauberen Orte geſtre>t nieder, ohne vorher die bei den Hunden üblichen Drehbewegungen zu machen, legte den Kopf auf die Vorderläufe und gab ſi< blinzelnden Auges träumeriſcher Ruhe hin. Doch zeigte er ſich au< am Tage geiſtig ſehr rege und nahm lebhaften Anteil an allem, was um ihn vorging. Wie es unſere Hunde nicht ſelten thun, pflegte er von ſeinem Futter, nachdem er ſih geſättigt hatte, größere Biſſen zu verſcharren. Feſt ſ{<hlafend lag er gewöhnlih zuſammengerollt, man<mal aber au<h mit allen vieren von ſih geſtre>t. So {lief er auf dem Sande an einem Gebäude oder im Garten in der Kampine. Später fand er ein beliebiges Stü Zeug in meinem Zimmer oder auh mein Lager ſehr bequem zum Ruhen. Auf dem Dampfer, wo er während der langen Heimreiſe frei umherlief, erkor er ſih das weihe Sofa in der auf Dek befindlichen Kajütte des ihm ſehr zugethanen Kapitäns zur Schlafſtelle. Er fand na<hmals eine Heimat im Berliner Tiergarten / erlag aber leider bald dem Klima. Jh vermute jedo<, daß er au< den Verluſt ſeiner Freiheit niht verſhmerzen konnte, denn als ih ſeinen Käfig beſuchte, zeigte er ſih ſtumpf und niedergeſhlagen und glih auch in ſeinem Äußern gar nicht mehr unſerem {<mu>en Mbulu.

„Einen anderen ebenfalls vollſtändig zahmen Streifenwolf ſah ih ſpäter am oberen Kongo, wo übrigens dieſe Tiere weit ſeltener als in den Küſtengebieten zu ſein ſcheinen, im Beſiße des Miſſionsvorſtehers Comber. Dieſes Stü>k war jedo<h keineswegs ſo fein und {<lank gebaut, beſaß auch niht den fein geſchnittenen Kopf der mir bis dahin vorgekommenen, ſondern ähnelte dem auf dem erſten Bilde (S. 38) dargeſtellten. Sein Verhalten wih von dem oben beſchriebenen nicht ab, nur htelt er innige Freundſchaft mit einigen europäiſchen Hunden der Miſſion, fraß, ſ<hlief, ſpielte mit ihnen und durhſtrih in ihrer Geſellſchaft Gehöft wie Umgegend.“ Noa> teilt einige Beobachtungen von Heſſe mit, der einen jungen Streiſenwolf in einer Faktorei an der Kongomündung aufzog. Heſſe beſaß auch einen ſehr gutartigen Neufundländerhund / der gegen den frei umherlaufenden jungen Mbulu ¿eine unüberwindlihe Abneigung zeigte. Wenn ihm das kleine Tier zu nahe kam, gab er durch wütendes Bellen ſeinen Unwillen zu erkennen, verſuchte indeſſen nie, das Tierchen zu. beißen. Nahm man den Schakal in die Hand und rief den Hund herbei, ſo ergriff er die Flucht, während er ſonſt aufs Wort gehorchte.“

Meine aus Sanſibar ſtammende Gefangene folgte jedem von ihrem Käfige aus ſichtbaren Wilde mit größter Teilnahme, gleichſam mit verklärtem Auge. Ein vorüberfliegender Vogel, ein am Käfig vorbeiſpazierendes Huhn beſchäftigten ſie auf das lebhafteſte. Jhr