Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Streifenwolf: Freileben. Zähmbarkeit. 39

Säugetier, manchen unvorſichtigen Vogel. Dagegen fing er leider niht Ratten, die in unſerem Gehöfte eine ſehr ſ{<limme Plage geworden waren. Unſer zahmes Federvieh ließ er ungeſchoren, nachdem ihn für das Fangen eines Huhnes auf friſcher That eine gelinde Strafe getroffen hatte. Machte er fernerhin einmal lüſterne Augen nach einem verſühreriſchen Biſſen, ſo genügte ein leiſes „Pſt!“, ein verweiſendes Wort, um ihn auf dem Pfade des Guten zu erhalten. Zuweilen blieb er den ganzen Tag über aus, exſchien jedoch des Abends im Eßzimmer, um einige Bro>ken zu erlangen. Vergaß man längere Zeit, als er für paſſend hielt, ihm etwas zu verabreichen, ſo ſtieß er mit der Naſe an das Bein und legte

Streifenwolf (Canis adustus). */s natürl. Größe. Vgl. S. 37.

\c<ließli<h wie ein Hund den Kopf auf das Knie. Er nahm alles dankbar an: Brot, Bohnen, Reis, Fiſch, Fleiſch, ſelbſt rohe Bananen und Ölnüſſe, zermalmte aber nur feine Knochen. Gegen einige Perſonen zeigte er eine entſchiedene Abneigung, ſperrte, wenn ſie ſih ihm näherten, ſeinen Rachen auf und wies unter eigentümlichem Winſeln ſein Gebiß; dabei verriet er aber feine Furcht, behauptete ruhig ſeinen Plaß und verſuchte auh nict zu beißen. Andere Perſonen waren ihm vollkommen gleichgültig, nur wenige mote er wirklich leiden: dieſen eilte er in eigenartigen anmutigen Sprüngen entgegen, geduckt und ſhlangenähnlich ſi windend, die immer geſtre>te Rute dabei ſeitlih ſ<leudernd, rollte ſih ihnen freudewinſelnd vor die Füße, lief ihnen nah, ließ ſi ſtreicheln, emporheben, mit Vorliebe Kopf und Kehle krauen (le>te jedo< niemals die liebkoſende Hand) und im Scherze auch ziemlich derb hin- und herziehen und ſein ſtets ſauber gehaltenes weiches Fell zauſen. Nur ſeinen ſchönen buſchigen Schweif ließ er ungern feſt angreifen. Gab man ſi mit ihm ab, ſprach